mit Update nachmittags
Gestern erst habe ich bei bestem französischem Wein in der “Blauen Stunde” den mittrinkenden Freund*inn*en die Kolumne MDR-Altpapier empfohlen. Sie gibt werktäglich einen exzellenten kritisch-reflektierten Überblick über das Treiben der was-mit-Medien-Blase. Notgedrungen leidet auch diese Kolumne selbst unter massiver Selbstreferentialität. Ich kenne viele kluge Menschen, die das nicht mehr ertragen. Das als Warnhinweis.
Wer jedoch, ob nun professionell bedingt oder aus ehrlichem intellektuellem Interesse, wissen will, was in den Medien aktuell so “los” ist, die*der ist hier richtig. Und als hätte ich es für meine gestrige Werbung als Unterfütterung bestellt, nimmt heute Johanna Bernklau die Mechanismen des Geschäfts mustergültig unter die Lupe. Bernklau schreibt ihre Kolumne, anders als ihre Mitautor*inn*en, gerne monothematisch-gründlich und sortiert die Reste im “Altpapierkorb”. Meinen Leseneigungen kommt sie damit entgegen.
Es geht um Mai Thi Nguyen-Kim und ihre angebliche Ankündigung, wagenknechtartig “in die Politik” gehen zu wollen, was sich wenige Tage später, nachdem sich alle Leitmedien pflichtgemäss darüber erregt hatten, als Fake herausstellte. Aus meiner eigenen Distanz würde ich diesen Vorgang als gelungene Dekonstruktions-Performance bezeichnen. Gewöhnlich ist das die Spezialdisziplin des Herrn Böhmermann, dem es mit einem Ziegenficker-Gedicht schon gelungen war, eine Staatsaffäre auszulösen. Schön wäre gewesen, wenn er damit Merkels Verkauf von Millionen Flüchtlingen an den Despoten und Kriegsherren/Fluchtursachenhersteller Erdogan verhindert hätte, aber ich schweife ab …
Wer mag, kann sich nun mitstreiten, ob Mai Thi Nguyen-Kim sich damit mehr genützt (Aufmerksamkeit, Klicks) oder geschadet (Glaubwürdigkeitsverlust) hat. Mich interessiert diese Frage am wenigsten.
Spannender finde ich Bernklaus Erörterung. Was sagt das über die mitspielenden Medien und ihre Relevanz und Glaubwürdigkeit? Denn diese Pop-Wissenschaftlerin ist ja nur ein Indiz für eine durchgängige Funktion bei den sich Erregenden, Berichtenden und Kommentierenden. Das sieht nicht gut aus, meine ich.
Update nachmittags
Wie die Faust aufs Auge passt dazu Thomas Knüwer in seinem eigenen Blog indiskretionehrensache: “Warum Journalist*inn*en sich mit Händen und Füßen gegen gegen Paid Content wehren müssen”. Der Mann hats verstanden.
Und was die Medien der Herkunftsländer des Nazifaschismus darüber hinaus aktuell beherzigen könnten, schreibt Robert Misik/ipg-journal: “Eingeschränkte Sicht – Die Nahost-Debatte verschwindet zunehmend hinter dem starren Korsett eigener Geschichtsschreibung und Selbstinszenierung.”
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