Was hat Narendra Modi Demokrat*inn*en voraus? / Warum die DB noch lange Lokführer*innen braucht
Heisst von Narendra Modi lernen, siegen lernen? So weit würde ich nicht gehen. Aber die Überlegungen der weitgereisten Lorenza Colzato und Bernhard Hommel/overton würde ich nicht als abwegig abtun: “Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser! – Die Inder denken wie die Chinesen in Gruppen – für uns, die wir darüber nachdenken, was für uns persönlich herausspringen könnte, ist das eine ungewöhnliche Denkart.”
Vertrauen ist der Treibstoff des real existierenden Kapitalismus. Ohne Vertrauen gäbe es keine Industrialisierung und die ihr innewohnende Arbeitsteilung. Europa als ein “Kap Asiens” – ein Blick auf den Globus kann diese Sicht verstärken. Autorin und Autor meinen u.a.: “Mit dem Verschwinden der organisierten Arbeiterschaft und dann der Arbeiterschaft als solcher brauchte die Linke eine neue Klientel und fand es offenbar eine gute Idee, eine große Gruppe durch viele kleine zu ersetzen: die (tatsächlich oder vermeintlich) diskriminierten Minderheiten.” Dieser Schluss erscheint mir zu kurz.
Dass die Grünen als Partei entstehen und überleben konnten, verdankten sie einem Bündnis real existierender sozialer Bewegungen: Frauenbewegung, Friedensbewegung, Ökologie-Bewegung. Die darin Aktiven mögen Minderheiten gewesen sein. Ihre jeweiligen Anliegen – Frauenemanzipation, Frieden und Abrüstung, sowie “Erhaltung der Schöpfung” – repräsentierten klare Meinungsmehrheiten der Gesellschaft, die sich im damaligen Parteiensystem nicht abbildeten. Den Grünen gelang das Meisterstück eines strategischen, arbeitsteiligen Bündnisses dieser Bewegungen. Diese Kunst ist ihnen verloren gegangen.
Zu einer recht ähnlichen Konstellation haben sie nun mittlerweile selbst beigetragen, der Geschichte der SPD frappierend ähnlich. Es muss am System liegen. Die damaligen Bewegten sind alt geworden, und kriegen den Arsch nicht mehr richtig hoch. Und die jugendlichen Klimaschützer*innen sind qua Demografie in der Minderheit.
In der angeblich “grössten Demokratie der Welt” sieht es im übrigen ähnlich besch…..eiden aus. Thomas Berger/Jungle World: “Vor der Parlamentswahl in Indien zerstreitet sich die Opposition gegen die Hindunationalisten: Oppositioneller Block bröckelt – Indiens Premierminister Narendra Modi und seine BJP hoffen bei der im April und Mai anstehenden Unterhauswahl auf eine überwältigende Mehrheit. Der Block ihrer liberalen, linken und regional orientierten Gegner kämpft mit Abgängen.”
Degitalisierung
Hier im Rheinland wird seit gefühlt mehreren Jahren ein “Elektronisches Stellwerk” in Köln installiert. Zu diesem angeblich paradiesischen Zweck gehen die Pendler*innen ein Berufsleben lang durchs Fegefeuer. Ich bin bereits 2005 daraus ausgestiegen, und darüber sehr, sehr glücklich. Wenn dieses Stellwerk tatsächlich eines Tages fertig werden sollte, dann wird unsere rechte Rheinseite ein halbes Jahr (2026) gesperrt, von Troisdorf bis Wiesbaden. Ob dann die S13 nach Köln fährt? Fragen Sie mich nicht solche Sachen. Der “Deutschland-Takt” soll sowieso erst 2070 kommen – dann bin ich 113.
In der Zwischenzeit amüsieren wir uns – sofern wir keine Bahnpendler*innen sind – über die dilettierenden Einkommensmillionäre im Vorstand der Deutschen Bahn (den zuständigen Bundesminister lasse ich lieber unerwähnt, sonst versaue ich mir noch diesen ganzen Sonntag). Ich bin wahrlich kein Fan von diesem CDU-Mann. Natürlich pflegt der sein Ego. Die Bahnvorstände aber selbstverständlich genauso. Gewerkschaftsarbeit ist kein Vergnügen, sondern hart. Weil ich selbst dafür zu faul und zu alt bin, bin ich umso mehr dafür, dass sie jemand macht.
Zu dem Kinderglauben, dass “wir” demnächst keine Lokführer*innen mehr benötigen, hat Bianca Kastl/netzpolitik das nötige Wissen aufgeschrieben: “Degitalisierung: Dann fährt den Zug halt die KI – Was wäre, wenn wir statt Lokführer*innen einfach KIs die Züge fahren lassen? Die würden niemals streiken und aufmucken, oder? Toll? Eine Idee, bei der das Problem schon an der überalteten Infrastruktur losgeht.” Danke.
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