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Sleepy-Don verhindern

Die US-Wähler*innen lassen sich von aussen nichts sagen, schon gar nicht von Europäer*inne*n. Und auch von ihren eigenen Richter*inne*n nicht. Auf offene Beeinflussungsversuche reagieren sie eher mit Trotz. Was bedeutet das nun für die vieles entscheidende Präsidentschaftswahl am Dienstag den 5. November zwischen den beiden Greisen Biden und Trump? Von heute aus betrachtet ist noch nichts sicher.

Erfreulich immerhin, dass Trump in seinem aktuellen Strafprozess eingeschlafen ist. Seine physische Konstitution ist also nah bei Sleepy-Joe. Ob das nun an zu viel Hamburger- oder nächtlichem TV-Fox-Konsum liegt, ist egal. Möglich, dass auch er demnächst eine Bühnentreppe hochstolpert. In dieser Disziplin: Unentschieden.

Doch werden wir ernsthaft. Der Amtsinhaber hat zwei Kriege am Hals. Die wiegen schwer gegen seinen Wahlkampf. Kann er sie, oder wenigstens einen, beenden? Das sieht nicht gut aus.

Benjamin Netanjahu braucht den Krieg für sein politisches Überleben, das iranische Mullahregime evtl. dito. Wirksame Gegenkräfte sind die arabischen Regimes, egal ob Feudal- oder Militärdiktatur: sie müssen im Kriegsfall ihr eigenes Volk fürchten, und wollen darum Waffenruhe.

Beim anderen Krieg hat Wladimir Putin ein wichtiges Blatt. Er kann den US-Wahlkampf mit dem Ukrainekrieg weit wirksamer beeinflussen, als mit eingebildeten oder tatsächlichen Trollarmeen und Hackern. Kommen Friedensverhandlungen zustande, wäre das ein Trumpf für Biden. Wird er den aus der Hand geben? Kann ich mir kaum vorstellen. Aber lasse mich gerne vom Gegenteil belehren.

Die Strafprozesse gegen Trump sind kein Trumpf für Biden. Im Gegenteil. Der gar nicht “irre” Trump weiss das als Kampagnenvorteil umzumünzen – er als Opfer “politischer Verfolgung”. Für mich ist an den Prozessen und Ermittlungen eher irritierend, dass die US-Justiz im Widerstand gegen Trump kämpferischer ist, als die Demokrat*inn*en in Gesellschaft und Politikestablishment.

Entscheidend wird die Mobilisierung, bzw. asymmetrische Demobilisierung. Hier ist der Kern der strategischen Probleme für beide Greise angesiedelt. Weitet sich der Gazakrieg zum Nahostkrieg aus, verliert Biden als Waffenlieferant und Infrastrukturpartner Netanyahus die eine oder andere entscheidende Million an Stimmen – es genügen ein paar Tausend in den entscheidenden Swing-States.

Trump hat ein anderes Problem. Die Strafprozesse um den Prostituiertenkonsum des Pussy-Grabbers sind nicht geeignet, seine Evangelikalen-Basis zur Wahlurne zu mobilisieren. Das rigide Abtreibungsverbot ist es, was diese Basis begeistert. Das ist der mglw. rettende Punkt für Biden: die Frauen, die über ihr Leben selbst bestimmen wollen, und dafür den Backlash der faschistischen Männer, wie er noch in Argentinien wirksam war, verhindern müssen und wollen. Die Wahl ist geheim. Ihre Ehemänner müssen es nicht erfahren.

In 7 Monaten wissen wir mehr. Ob Deutschland dann noch “die beste Regierung der Welt” hat, Nora? (Sie macht gerade einen Deutschkurs.)

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Klaus Jung

    Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein so großes un mächtiges Land, dass niemand sie besiegen kann – außer sie sich selbst. Sie sind auf dem besten oder schlechtesten Wege dahin.
    Der große Donald hat bereits erklärt, dass es, sollte er verlieren, ein Blutbad geben werde.
    Der Film Civil War ist nur ein schwacher Abklatsch von dem, was bevorstehen könnte.

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