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Verteidigung

Von Bahr und Bargeld

Seit 1978 war der SPD-Bundesgeschäftsführer Egon Bahr für mich zweifelsfrei ein Rechter. Er setzte 1978 den demokratisch gewählten Juso-Vorsitzenden Klaus-Uwe Benneter einfach ab, weil der mit Kommunisten für Frieden und Abrüstung demonstrieren wollte. Benneter folgte sein späterer Buddy: Gerhard Schröder. Der machte die Jusos so brav und rechts, wie es Bahr gefiel. Wir Jungdemokraten überholten links. Wir waren eine unabhängige Organisation, die Jusos waren und sind nur eine Arbeitsgemeinschaft ihrer Partei.

Heute wird der 2015 verstorbene Bahr als Sandsack der Entspannungspolitik missbraucht. Auch und besonders von seinen einstigen Parteigenoss*inn*en. Es bestätigt sich meine Weltsicht auf deutsche Parteipolitik: die gefährlichsten Gegner*innen sind immer die in unmittelbarer (politischer) Nähe. In den gegenwärtigen Jahrestagen gibt es erneute mediale Deutungskämpfe um den Sturz des bei Wahlen erfolgreichsten sozialdemokratischen Kanzlers dieser Republik Willy Brandt. Wer war schuld? Und warum?

Meine Antwort: Brandt wurde von Schmidt und Wehner abgesägt. Der DDR-Spion war willkommener Vorwand/Anlass und ein schwerwiegender Unfall der dilettierenden DDR-Stasi – die BRD-Geheimdienste “Verfassungsschutz” und BND waren dagegen besoffen vor Freude.

Die aktuellen Frontlinien der Mediendiskurse sagen, Brandt und Bahr (und übrigens auch die dabei unerwähnten aber mitverantwortlichen FDPler Scheel, Mischnik und Flach) lagen falsch, und die heute “wertegeleitete” “regelbasierte” deutsche Aussenpolitik sei das Gebot der Stunde.

Dann fragen Sie mal die Fussballpolitiker beim DFB. Die leben in der Gefahr, noch nicht einmal mehr eine Frauen-WM bei der Fifa zu bekommen, weil die Mehrheit der Welt die Nase von der deutschen Belehrungs-Aussenpolitik voll hat. Merke: mach nie etwas, was den führenden Mafioso Gianni Infantino mit (Schaden-)Freude erfüllt. Leo Marchetti weiss mehr.

Zur Verteidigung der Aussenpolitik Egon Bahrs lässt die Berliner Zeitung einen Autoren unter Pseudonym “Udo Norden” antreten – schon so ängstlich? Auch ein bisschen arm und hasenfüssig. Denn ich habe nichts Falsches entdeckt: Egon Bahr: Dank ihm erkannte Deutschland die Oder-Neiße-Grenze an – Der SPD-Ostpolitiker Egon Bahr wird von manchen nur noch als Irrender wahrgenommen. Sein Konzept ‘Wandel durch Annäherung’ verdient aber mehr Aufmerksamkeit.” Jetzt fehlt nur noch, dass sie es digital einmauern … Schon passiert, das muss wohl “KI” sein.

Bargeld in Schweden

Die schwedische Riksbank ist die, die etikettenschwindelnd den angeblichen “Nobelpreis für Wirtschaft” vergibt, obwohl sie mit der Nobel-Stiftung ausser schwedischsein nichts zu tun hat. Über die berichtet Stefan Krempl/heise, der kein Pseudonym nötig hat, wie immer informativ und aufschlussreich in Heises Missing-Link-Kolumne: Karten-Pionier Schweden entdeckt die Bedeutung von Bargeld neu – Die schwedische Riksbank betont plötzlich die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere, allgemein verfügbare Zahlungssysteme. Das ist ein Strategiewechsel.” Gute Arbeit, danke.

Könnte das jemand der Anja Bröker in den Pressespiegel tun? Es gibt noch Chancen, mich als Kunden zu behalten.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. W. Nissing

    Wir Jungdemokraten überholten links.
    ja, wohl wahr, aber Ihr seid im Strassengraben gelandet und versucht dort verzweifelt auf durchgeweichtem Grund einen Reifenwechsel nachdem euch das vor und zurück noch tiefer in den Morast manövriert hat……

    • Martin Böttger

      Wichtig ist ja vor allem: Bescheidwissen.
      Irren tun nur Menschen.

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