Ja, ich habe die beiden Spiele geguckt. Die haben nicht nur durch die gestrige Überraschung Stoff für Erzählungen. Z.B.: das kuriose 0:1 in Bochum nach einem Eckball von Tzolis, der vom Pfosten abprallend dem sich wegbewegenden Hofmann an irgendein Körperteil flog und von da ins Tor rollte! Und quasi im Gegenzug fliegt nach einem Bochumer Eckball der gut gezielte Kopfball Richtung Torwinkel, trifft allerdings den Innenpfosten und von da in die Arme von Kastenmeier! Irre! Wenn da der Ausgleich gefallen wäre… (Hätte, wäre, wenn… du kennst das ja.)

Die Bochumer waren lange Zeit nicht schlechter, aber die Fortuna war überragend kaltschnäuzig und alles passte an jenem Abend.

Nach den beiden letzten Bundesligaspielen (0:5 und 1:4) war es eigentlich vermessen, noch daran zu denken, dass für die Fortuna noch etwas schief gehen könnte; zumal nach deren überzeugender Rückrunde: 15x ungeschlagen nach den beiden Niederlagen zu Hause gegen St. Pauli und in Paderborn. Aber! Der Trainer und auch Klaus Allofs warnten vor verfrühter Feier. Ich habe das als kluge Vorsichtsmaßnahme gewertet, jedoch nicht daran gedacht, dass noch eine reale Chance für den VfL bestand.

Gestern habe ich ab etwa der 20. Minute geguckt, da gerade zuvor das 1:0 für Bochum gefallen. Das fand ich schon etwas überraschend. Was mir auffiel: Es war nichts zu sehen von einem – auch in der NRZ beschriebenen – Auseinanderbrechen, einem Sich-Ergeben, einem Nicht-Glauben an das Unmögliche beim VfL. Im Gegenteil agierten das Team klug, kämpferisch, von der Machbarkeit einer Umkehrung des Ergebnisses vom ersten Spiel überzeugt. (Vorhin habe ich irgendwo eine Überschrift gelesen, dass der Trainer überrascht gewesen sein soll, dass sein Co-Trainer hatte Elfmeterschießen üben lassen!)

Stöger war schon Dreh- und Angelpunkt, auch wenn der Kommentator übertrieb. Zwei Flanken (Freistöße?) und der verwandelte Elfmeter, drei oder vier Minuten nach dem 0:2 und es stand 3:0 für Bochum. Schier unglaublich, jedoch Allofs und Thioune hatten ja gewarnt. In der normalen Spielzeit hatte der VfL noch zwei gute Chancen, in der Verlängerung stand kurz vor Schluss die Fortuna zweimal ganz nahe vor dem einen so wichtigen Torerfolg.

Das Elfmeterschießen musste auch in die Verlängerung, da hatte der VfL den Vorteil, vorlegen zu können.

Das Ganze war schon irre und hatte ganz viel von dem, was den Fußball (auch unter den finanzkapitalisierten Bedingungen) so interessant und einzigartig macht. Am meisten haben mir die anschließenden Interviews mit Klaus Allofs und Daniel Thioune gefallen. In meinen Augen zwei tolle Sportsleute, wobei ich Allofs eigentlich erstmals so wahr genommen habe – er interessierte mich bisher eher wenig. Aber echt klasse, seine Äußerungen, auch schon in der Halbzeitpause.

So, das ist nun doch ein bisschen länger geworden als ich gedacht hatte, als ich begann.

EM-Fieber? Eher nein, das hängt wohl bei mir mit dem Blick auf das überraschende Saisonfinale für den BVB ab. Außenseiter wie 1997 gegen Juve, aber gegen Real, die alle acht ihrer CL-Endspiele gewonnen haben. Mal sehen, was dieses „Wundertüten-Team“ der Saison 2023/24 da noch anstellen wird…

Autor Gert Samuel lebt – als BVB-Fan – in Düsseldorf. Sein Spielbericht entstand aus einer E-Mail-Korrespondenz und erscheint hier mit seiner freundlichen Genehmigung.

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