Will England bei der EM sein

Das grösste Abenteuer bei einem Spiel der Heim-EM ist die An- und Abreise. Angstgegner Deutsche Bahn. Die funktionierte aber bis Köln. Ein Ausfall war dagegen die KVB-Linie 12. Die Autofahrt von Köln-Zollstock nach Gelsenkirchen und von dort nach Bonn-Beuel – an einem Sonntag ohne LKW-Staus – hätte easier nicht sein können. Alle Baustellen sind stillgelegt.

Das Spiel England-Serbien war nicht sooo schlecht, weil es spannend blieb. Die Fans beider Seiten wussten die akustikfreundliche Überdachung der Arena Auf Schalke wesentlich leistungsfähiger zu nutzen, als ihre Mannschaften. Nach dem frühen 1:0 durch Bellingham verwaltete England das Ergebnis in einer so fahrlässigen Weise, dass das Albanien, das Italien nur knapp mit 1:2 unterlag, und kurz vor Schluss fast ein Unentschieden erreicht hätte, dieses Spiel in Gelsenkirchen gegen England wahrscheinlich gewonnen hätte.

War das ein britischer Trick, um fürderhin unterschätzt zu werden, Kräfte zu schonen, und “wenn es drauf ankommt voll da zu sein”? So sophisticated geht es im leistungssportlichen Spitzenfussball der Herren normalerweise nicht mehr zu.

Bleibt als Fazit des Abends: die Bratwurst (4,90) ging so, die Brötchen waren ein Fall für die Lebensmittelüberwachung – aber die Uefa unterliegt ja keinen Gesetzen, sondern ist eine Vereinigung von Gesetzlosen. Und was die Stadionatmosphäre betrifft, haben die Brit*inn*en klar die bessere Musik.

Mit Schrecken sah ich bei der Anreise, dass die Glückauf-Kampfbahn, ein Denkmal deutscher Fussballgeschichte, schon deswegen, weil ich dort als 9-jähriger am 20.8.1966 mein erstes Bundesligaspiel (S04-Borussia Mönchengladbach 0:0, in der Rückrunde hiess es dann am 7.1.1967 durch Tore von Rupp/4, Laumen /3, Netzer/2 und Heynckes/2 11:0 für Borussia; im Tor von S04 der bedauernswerte Friedel Elting) gesehen habe, mit Baumaschinen und Erdhügeln vollgestellt war und offenbar abgerissen wird (wie es schon dem Matthias-Stinnes-Stadion in Essen-Karnap erging, in dem einst das erste illegale deutsche Frauen-Ländespiel stattgefunden hatte). Wo ist der Denkmalsschutz, wenn mann ihn mal braucht?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net