Tanzen in der Metro

Probleme ähnlich – Konsequenzen verschieden: UK, France und wir

Im Fussball sind sie stärker. In der Politik muss es sich noch erweisen. Kleinbritannien und Frankreich haben gewählt. Beide haben Probleme mit Faschisten wie wir, Wahlrecht und politische Konsequenzen unterscheiden sich stark. Christian Bunke/Junge Welt schreibt über UK: “Heiter bis wolkig – Großbritannien: Wahlsieg von Keir Starmer nur auf dem Papier deutlich. Links von Labour konnten Unabhängige punkten”. Ihm sind die Individuen links von Labour wichtig. Für mich ist die essentiellere Information, dass das Drecksblatt “The Sun” schon wieder die Wahl gewonnen hat. Eine Demokratie, die sich von sowas abhängig macht, gibt ihre Geschäftsfähigkeit und politische Seriosität auf. Junge-Welt-Texte verschwinden nach einigen Tagen in einem Paywall-Archiv.

Für Abkühlung in der Rezeption des französischen Wahlergebnisses sorgt wie immer die differenzierende und dennoch politisch klare Analyse von Bernard Schmid/telepolis: “Chaos in Frankreich: Macron ruft zu Großer Koalition auf und steht im Kreuzfeuer – Der Präsident will Einheit. Die Reaktion ist Tumult, Kritik und noch mehr Spaltung. Er hat an Glaubwürdigkeit verloren. Ein Lagebericht.”

Im EU-internen Führungskampf sieht die deutsche Bundesregierung in den Hinterlassenschaften des französischen Neokolonialismus ein ähnliches Fenster der Gelegenheit, wie China oder das russische Putin-Regime. Manchen – ehemaligen und gegenwärtigen – deutschen Regierungsmitgliedern fällt dabei nichts Besseres ein, als die Bundeswehr. Es gibt derweil eine, die deren Hinterlassenschaften strategisch klüger hinterherräumt – ein klassischer Frauenjob. Sie möge mit Frau Baerbock ausdiskutieren, was davon nun feministisch ist. Svenja Schulze/IPG-Journal: “Weniger Zeigefinger, mehr ausgestreckte Hand – Terrorismus und russischer Einfluss: Die internationale Gemeinschaft muss sich im Sahel weiter engagieren – und den Menschen Perspektiven bieten.” Wen sie mit “Zeigefinger” meint, schreibt sie nicht ausdrücklich; ich kenne sie und ahne es.

Robert Misik schreibt hinter der digitalen Mauer des Freitag “Gaza-Krieg: Wie die Spaltung der Linken den Rechten in die Hände spielt – Die Wahlen in Großbritannien, Frankreich und den USA zeigen: Die tiefe Zerstrittenheit der Linken beim Thema Palästina kann schwere Folgen haben. Profitieren tun die Rechten”. Meine These: die grosse Mehrheit der Gesellschaften interessiert sich dafür nicht im Geringsten. Die Minderheit, die sich daran erhitzt, kann freilich ein mehrheitsentscheidender Faktor sein. Weniger wegen ihrer publizistischen Windmacherei, aber als emotionalisierte Demobilisierung. Insofern geht mir die Freitag-Mauer am A…. vorbei.

Hier wurde sie weggelassen. Elsa Koester: “Der Nouveau Front Populaire gibt uns ein Gefühl zurück: Tanz der linken Hoffnung – Linksruck Weinende und tanzende Menschen: Als die Videos vom Abend des linken Wahlsiegs in Frankreich Deutschland erreichten, konnten viele Linke kaum fassen, was sie da sehen. Waren wir nicht darauf eingestellt, dass die Rechten die Welt erobern?” Die denkfraule deutsche Miesepetrigkeit ist hier richtig erfasst.

Der gute alte Michael Jäger kämpft dagegen schon sein ganzes Leben: “Kann die deutsche Linke von Frankreich lernen? – Volksfront In Frankreich hat es die vereinte Linke geschafft, den Rechten die Wahl zu vermiesen. Die Überschneidungen mit linken Parteien in Deutschland könnten groß sein, wenn sie ein paar Ratschläge befolgen”.