So lautet die Devise gegenwärtiger Stadtplanung – wenn sie sich Mühe gibt. Ich persönlich empfinde so ein angenehmes Gefühl in Beuel ganz praktisch, ganz ohne dass es hier ein derartiges stadtplanerisches Gesamtkonzept gab. Schreibtisch- und Denker-Produktionen funktionieren meistens nicht. Es sind in den meisten Fällen bauliche, ökologische und soziale Zufälle, die das hervorbringen. Aber es gibt auch Erfahrungen, dass und wie sowas funktionieren kann. Der WDR, an dem ich in diesem Blog selten ein gutes Haar lasse, hat drei Beispiele aus dem Ruhrgebiet sympathisierend porträtiert. Katja Lüber und die Kölner Produktionsfirma Schnittstelle habe es realisiert.
“Ruhrgebiets Oasen – Drei Siedlungen im Revier – Arbeitersiedlungen, die tatsächlich noch so existieren, wie sie gebaut wurden: Sie heißen Ripse, Dickebank und Rheinpreußen und liegen direkt vor den Toren von Duisburg, Oberhausen und Gelsenkirchen. Sie sind grün, überschaubar und man kennt die Nachbarn. Inmitten des so dicht besiedelten Ruhrgebiets herrscht in den ehemaligen Werks- und Zechensiedlungen schon fast dörfliche Idylle. Vor über einhundert Jahren waren diese Siedlungen als sogenannten “Gartenstädte” nach englischem Vorbild entstanden.” Ein Jahr verfügbar.
In dem Film sehe ich meinen alten Kollegen Volker Wilke wieder, mit dem ich während meiner Landtagszeit (1990-05) immer ausgezeichnet zusammengearbeitet habe. Vier Jahre vor mir hat er in Oberhausen seine grüne Ratsarbeit hingeschmissen – zum eigenen Wohl, dem seiner Familie und auch seinem im Film mitpräsentierten Wohnprojekt.
Denn, das wird in diesem hübschen Film nur am Rande ehrlich ausgesprochen: die politisch sinnvollen Genossenschaftskonstruktionen, das weiss ich auch aus Bonner Projekten, können nervlich sehr, sehr anstrengend sein, und überfordern bei nicht wenigen Engagierten ihre Kräfte. Ich erwähnte in anderen thematischen Zusammenhängen schon den vom Neoliberalismus geprägten Individualismus, der in solchen sozialen Zusammenhängen nicht selten seine verheerende Sprengkraft zeigt.
Ich meine das nicht als Kritik an diesem Film, sondern an den Verhältnissen. Die positive Botschaft ist: es ist möglich, im Rahmen sozialer Solidarität auch von unten Interessen im Kapitalismus durchzusetzen. In einer bürgerlichen Demokratie müssen dafür viele Faktoren und glückliche Zufälle zusammenkommen – aber es ist möglich. Und es lohnt sich. Schauen Sie nur in die Gesichter. So sieht erfolgreiche Emanzipation aus. Ist sie nicht schön?
Ich bin ein großer Anhänger von Genossenschaften. Die sind aktuell wieder im Kommen. Genossenschaften sind eigentlich ein Musterbeispiel für die Demokratie. Alle sind gleichberechtigt, können mitbestimmen und das Gemeinwohl steht im Vordergrund.