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Deutsches Fernsehen

“Super-super supported” – oder eher “geflashed”?

In drei Tagen wurde mein Spaß an Olympia ausgeblasen. Das liegt nicht am Medaillenspiegel oder ähnlichen Spielereien, um Ressentiments gegen dies oder den/die zu erzeugen. Auch über die üblichen Schlagzeilen – Deutschland geschlagen, Deutschland gewinnt, Deutschland vorne – Deutschland hinten -, kann ich hinweggucken, beziehungsweise mit Ohropax nachhelfen. Was für mich nicht mehr erträglich ist, das ist das Gebrabbel und Getue mancher Kommentatoren in den beiden dominanten öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten.

Die Berichterstattung im Rundfunk ist dagegen bestens.

Ich hörte aus dem Mund eines Kommentators namens Tom Bartels, dass der Schwimmer Lukas Maertens im olympischen Schwimmbad wohl auf eine Schwimmerin treffen werde, die seine Freundin sei. Der Herr Bartels, der mitunter so wirkt, als habe er während eines Milli-Vanilli-Konzerts im starken Wind gestanden, schob dann hinter her: Exfreundin. Ähnliches war von einem anderen Kommentar-Tünnes über den Schwimmer Adam Peaty zu hören: Zoff mit Freundin, Zoff wegen des Sorgerechts …. Was hat das mit einer anständigen Berichterstattung über sportliche Ereignisse zu tun?

Allgemein ist´s ja so, dass der Pferdesport während olympischer Spiele etwas Weihevolles an sich hat. Der Kommentator des Vielseitigkeits-Turniers setzte neue Maßstäbe. Nachdem der Reiter Michael Jung die Goldmedaille er-ritten hatte, wartete der Journalist darauf, dass der Sieger vor die Kamera trete. Das dauerte ein wenig. Als es dann so weit war, hörten die Gebührenzahlenden die mit einem ehrfürchtigen Unterton gesprochenen, sakralen Worte: Jetzt…kommt er. So etwas lernt Mensch eigentlich nur im Vatikan.

Wie auch immer. Geschenkt. Reg dich nicht auf. Tief ein- und ausatmen. Aber dann bleibt immer noch so viel, dass man es über sich kriegen könnte.

Während ein Teil der Republik sich daran macht, bei Bürgergeld-Leuten nachzugucken, ob die auch fleißig genug sind, honoriert die Republik mit guten Gehältern Schwachsinn während olympischer Sportberichterstattung. Die aufgesetzte Lachanfälligkeit mancher Kommentatoren und …innen ist kaum noch zu ertragen. Dies korrespondiert mit der inflationären Nutzung von sechs Worten: Total. Super-super. Historisch. Support. Geflashed.

Nummer 1: Das hat der oder die doch super-super gemacht. Weniger aber auch zu hören: Super, super, super.

Nummer 2: Ich war total überzeugt… oder: das war total.

Nummer 3: Der Sieg/Lauf/Spurt/Sieg etc. war historisch. Ob das ein neues Aufmerksamkeitsprogramm der Kultusministerkonferenz für den Geschichtsunterricht ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Nummer 4: Dank für den Support von den Rängen. Die haben den gut supported.

Nummer 5 und schließlich: Jetzt bin ich aber doch geflashed. Der wirkte echt geflashed. Ist der nicht geflashed?

Daraus lässt sich ja was machen. Beispiel: Bei einer super-super, ja totalen Darbietung vor einiger Zeit im Morgenmagazin, die viele sicher flashte fiel mein Support aus, was aber nicht historisch war; denn eine Redakteurin sagte dem Publikum, die sei gejoyd.

Okay? So, nun sollt Ihr ohne Hilfe von Bartels und anderen eigenständig entscheiden: Fühlt Ihr Euch ,super-super oder geplättet, pardon ironed.

Über Klaus Vater / Gastautor:

Klaus Vater, geboren 1946 in Mechernich, Abitur in Euskirchen, Studium der Politikwissenschaft, arbeitete zunächst als Nachrichtenredakteur und war von 1990 bis 1999 Referent der SPD-Bundestagsfraktion. Später wurde er stellvertretender Sprecher der deutschen Bundesregierung. Vater war zuvor Pressesprecher des Bundesministeriums für Gesundheit unter Ulla Schmidt, Sprecher von Arbeitsminister Walter Riester, Agentur-, Tageszeitungs- und Vorwärts-Redakteur. Mehr über den Autor auf seiner Webseite.

2 Kommentare

  1. Martin Böttger

    “Die Berichterstattung im Rundfunk ist dagegen bestens.”
    In diesen Wein von mir ein wenig Wasser. Ich schätze die Arbeit der DLF-Sportredaktion sehr, weil sie über eine reine Ergebnisberichterstattung hinauszugehen weiss. Fussballmann Matthias Friebe hat das bei der EM z.B. sehr gut gemacht. Was ich dagegen gar nicht schätze, ist, wenn sie morgens in ihrer Zusammenfassung des Vortages das Gebrülle der Live-Berichterstatter*innen erneut einfügen. Das ist unerträgliche Sabotage an meinem hochsensiblen morgendlichen Aufwachprozess – und das Gegenteil von Analyse.

  2. Detlef Wilske

    Das, worüber Sie im ersten Absatz so nonchalant hinweggehen, regt mich persönlich tierisch auf. Immer, wenn ich beim Zappen auf die Olympia-Berichterstattung in ARD oder ZDF stoße, geht es um deutsche Sportler:innen oder Mann/Frauschaften. Es kann ja sein, dass zu anderen Zeiten auch über einen polynesischen Sportler oder eine kubanische Sportlerin berichtet wird. Aber immer, wenn ich dazukomme, sind es Deutsche. Dabei ist es doch DAS internationale sportliche Treffen. Darauf sollten die Sender auch mal Rücksicht nehmen. So ist mir das Programm zu nationalist…, äh patriotisch.

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