Der Fussballkonzern aus dem süddeutschen Raum zeigt ungeahnte Schwachstellen
Ist Manuel Neuer eine Schwachstelle? Eher nein. Obwohl: nach meiner persönlichen Zählung hat er beim 3:3 in Frankfurt einen Ball gehalten – drei waren drin. Nicht, dass ich behaupten würde, dass von den dreien einer haltbar war. Aber für einen einstigen Weltklassetorhüter eine bittere Bilanz. Der Fussballkonzern, wie ich ihn kennen und erleiden gelernt habe, hätte diese zwei Punkte niemals abgeben dürfen und müssen. Dass er es doch getan hat, war das Erfreulichste an diesem Bundesliga-Spitzenspiel.
Die Frankfurter Eintracht erinnerte mich in ihrem Herangehen an den ängstlichen BVB, der gegen den VFB Stuttgart in diesem Jahr noch deutlicher (1:5) unterging als im Vorjahr. Den eigenen Strafraum vollstellen, und vorne hilft … nicht der liebe Gott, sondern Omar Marmoush. Mit 25 im besten Fussballeralter frage ich mich, warum er so “lange” für seinen fussballerischen Durchbruch brauchte. Was haben VW Wolfsburg, der FC St. Pauli und der VFB Stuttgart an ihm übersehen? Er hat noch drei Jahre Vertrag, und nach dem alten Tranfersystem, von dem nach jüngsten EuGH-Urteilen fraglich ist, was davon übrigbleibt, würde er der Kasse der Eintracht einen warmen Transfererlös-Regen bescheren. Es gibt genug “Vereine”, bei denen Geld “keine Rolle spielt”, ManCity, PSG, Real Madrid, wo sich für den guten Mann ein warmes Plätzchen auf der Ersatzbank bietet, das ihn zum Multimillionär und erfolgreichen Ernährer seiner gewiss nicht kleinen ägyptischen Familie machen würde. Und auf einer Ersatzbank verletzt mann sich auch nicht.
Frankfurts Spielanlage war denkbar arm, die Chancenauswertung dagegen beinahe über 100% – ich weiss, mathematisch gibt es das nicht, das ist die Logik von Fans. Erst ab der 85. Spielminute, nach einigen Auswechslungen (u.a. Götze), gewann das Frankfurter Passspiel im Mittelfeld eine bundesligareife Präzision. Dass das für ein zweifellos glückliches Unentschieden genügte, wirft Fragen zum feldüberlegenen Gegner auf.
Dieser Oktoberfestkonzern hingegen könnte zwar wieder deutscher Meister werden. Aber wer solche Spiele wie in Birmingham und Frankfurt vergeigt, mit diesem Spielerpotenzial auf dem Rasen und der Ersatzbank, der muss eine Menge schwieriger Fragen beantworten, und ist in der Fussballweltklasse der Herren nicht mehr wirklich konkurrenzfähig. Vielleicht müssen es dieses Jahr auch auf dieser Baustelle mal wieder die Frauen richten …
Ist dann ja doch noch ein schöner Fussballsonntag geworden. Cagliari hat einen Auswärtspunkt bei Juve geholt, Barca siegt weiter, Graz putzte die Konzerntruppe aus Salzburg 5:0. Mann gönnt sich ja sonst nichts.
Schreibe einen Kommentar