Der Kampf um Geld und Macht in Libyen stellt jede Fiktion in den Schatten
Kürzlich habe ich beim ZDF Wiederholungen der französischen “Largo-Winch”-Reihe geglotzt. Und mich ehrlich gesagt gelangweilt. Eine allzu billige James-Bond-Kopie, die das Vorbild in keiner Weise erreicht. Und warum der Held ein superreicher Erbe sein muss – sagen Sies mir. Wollten das die finanzierenden französischen Medienmilliardäre so? Wahrscheinlich. Gestern war im Momo-Bistro das Wlan kaputt. Ich wurde genötigt, mit meiner Sehbehinderung kleine graue gedruckte Buchstaben auf grauem Papier zu lesen. Und habe es nicht bereut.
Denn gelesen habe ich das hier. Wolfram Lacher/SWP/LeMonde diplomatique: “Libyen – Die Clans und das Geld – Im August eskalierte der Streit zwischen den beiden mächtigsten Clans um die Kontrolle der Zentralbank, die die Milliarden aus dem Ölexport verwaltet. Die Machtbalance hat sich zugunsten der Haftars, der Herren des Ostens, verlagert. Die könnten sich ermutigt fühlen, die Regierung in Tripolis erneut herauszufordern.”
Autor Lacher arbeitet bei der aus dem Etat des Bundeskanzleramtes finanzierten Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) – beide identisch in der Berliner Hauptstadtblase angesiedelt. Aber fragt den dort jemand nach seiner Meinung, oder auch nur nach einer Analyse? Denn wie schreibt Lacher gegen Ende seines spannenden Textes so richtig:
“Und die Europäer, der sogenannte Westen? Sie haben solche Arrangements immer unterstützt, sofern sie kurzfristige Stabilisierung versprachen, und zeigen sich angesichts der abgewendeten Krise erleichtert. Vor allem aber haben sie sich mit der Haftar-Familie im Osten und den Milizenführern mit Ministerrang im Westen arrangiert, um ihre Interessen zu verfolgen. Im Falle der EU-Länder ist das vor allem das Ziel, Migranten und Flüchtlinge an der Überfahrt nach Italien zu hindern – selbst wenn das bedeutet, dass sie unter schrecklichsten Bedingungen in Gefängnissen festgehalten, gefoltert und ausgebeutet werden.”
Dä.
Wer liest es Olaf und Annalena heute Abend vor dem Einschlafen vor? Oder gar Nancy?
Lieber deutschen Krimi?
Weniger dramaturgisch durchkomponiert, eher wie eine biedere Wiederholung, so langweilig, dass viele Medien noch nicht einmal darüber berichten, geht es in der deutschen Regierungskoalition zu. Das lesen Sie bei Constanze Kurz/netzpolitik: “Biometrische Überwachung: Sicherheitspaket als ‘Büchse der Pandora’ – Das ‘Sicherheitspaket’ steht massiv in der Kritik. Amnesty International, AlgorithmWatch und weitere Organisationen lehnen die neuen Befugnisse zur biometrischen Gesichtserkennung weiterhin als ‘polizeiliche Superdatenbank’ ab. Auch in den Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen rumort es.”
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