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Oktober in Europa

Ein Jahr nach dem von der Hamas durchgeführten Massaker ist alles so gekommen, wie es sich die Strategen in Teheran nicht besser haben vorstellen können. Netanjahu tappt in jedes offene Messer, das ihm hingehalten wird. Israel ist isoliert auf der Welt, jeden Tag ein bisschen mehr.

Der Iran ist ein machtpolitischer Faktor geworden, an dem weder die arabischen Staaten noch Washington, noch Moskau, noch Brüssel vorbeikommt. Innenpolitisch ist so etwas wie ein iranischer Frühling weiter entfernt denn je. Das Fenster dazu war nach dem Atomabkommen von 2016 kurzzeitig offen, bis der damalige US-Präsident Trump es 2018 wieder zuschlug. So spielen sich die Feinde der liberalen Demokratie gegenseitig in die Hände.

In Melonis Italien werden mit deutscher Beteiligung künftig die modernsten Panzer der Welt gebaut, ohne dass irgendjemand nach dem europäischen Verwendungszweck gefragt hat, außer dass man damit prächtig Geld verdienen kann, wie die Börse täglich beweist.

In Italien werden Asylverfahren und die Betroffenen nach Albanien ausgelagert. Politisches Outsourcing. Nennt man sowas.

Im Osten Europas tobt der Krieg in der Ukraine mit zunehmender Härte und die Diplomaten überlassen das Feld den Generälen, den Rüstungsunternehmen und deren Lobbyisten in der Politik.

In der Mitte Europas bereitet sich der Neofaschist Kickl auf die Machtübernahme in Wien vor und in Thüringen, Sachsen und Brandenburg warten die Höckes und Weidels nur auf das Scheitern der Gespräche der demokratischen Parteien.

In Polen setzt die Regierung Tusk unter allgemeinem Beifall das Asylrecht aus. Schon fragen manche, ob das nicht auch in Deutschland möglich wäre.

Bei uns steigen demnächst die Krankenkassenbeiträge, aber wenigstens die Jugend gibt nach der neuesten Shell-Studie Anlass zur Hoffnung.

An tatsächlichen und virtuellen Stammtischen feiert der Judenhass immer ungeschminkter ein nicht für möglich gehaltenes Comeback. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!

Und das vor einem Jahr erschienene Lied der Antilopengang „Oktober in Europa“ ist topaktuell. Nur weil es die BILD seinerzeit gelobt hat, ist es nicht falsch. Man fasst es kaum, dass manchen sich links gebenden Akteuren das Wort „Massaker“ auch nach mehr als einem Jahr nicht über die Lippen kommt. No excuses. Weder der Verbrecher Netanjahu noch die Versagerin Annalena Baerbock rechtfertigen das.

Was ist zu tun? Olaf Scholz würde sagen, man werde das Notwendige tun. Er merkt es gar nicht, dass er mit dieser Floskel die Menschen entmündigt. Er kann von Glück reden, dass die CDU es mit Merz probiert.

Also was jetzt?

Die Macht des mündigen Bürgers und natürlich der Bürgerin endet nicht an der Wahlurne. Als Konsumentin ist sie/er unentbehrlich für das Funktionieren des Systems. Also z. B. Schluss mit X! Und Zuckerbergs Meta. Wer braucht schon wirklich Facebook, Instagram und TikTok? Und Amazon und Co. meiden wie die Pest! Tesla boykottieren (oder zumindest für den Boykott werben) ist Ehrensache. Ein paar Produkte Made in Germany fallen einem bei näherem Hinsehen und Nachdenken bestimmt auch ein. Ein Kosumentenboykott würde die Machtverhältnisse auf die Füße stellen und nebenbei unsere Städte wiederbeleben. Also beim nächsten Mal kurz über Alternativen nachdenken, bevor die Bestellung bei einem Shopping-Portal aufgegeben wird.

Klingt vielleicht nicht soo erfolgversprechend. Aber bitte, wer noch weitere Ideen hat, bitte melden.

Über Dr. Hanspeter Knirsch (Gastautor):

Der Autor ist Rechtsanwalt in Emsdetten und ehemaliger Bundesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten. Er gehörte in seiner Funktion als Vorsitzender der Jungdemokraten dem Bundesvorstand der F.D.P. an und war gewähltes Mitglied des Landesvorstands der F.D.P. in NRW bis zu seinem Austritt anlässlich des Koalitionswechsels 1982. Mehr zum Autor lesen sie hier.

Sie können dem Autor auch im Fediverse folgen unter: @hans.peter.knirsch@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Klaus Vater

    sehr geehrter Herr Dr. Knirsch, vielleicht sind Sie so freundlich, Ihrem nächsten Text Hinweise darauf hinzu zu fügen, wo Mensch einen preiswerten, aber sicher reißfesten Strick erwerben kann. Vielleicht fällt Ihnen ja auch ein Fluss ein, dessen Wasser weniger hart und schmerzhaft bei einem Aufprall ist.

  2. Martin Böttger

    Lieber Klaus, der tiefere Sinn Deines Kommentars erschliesst sich mir nicht. Anders als bei Deinen Texten, auch und gerade denen, bei denen ich anderer Meinung bin.

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