Mitgliedertrends der Parteien im Umfeld der Neuwahl

Es ist erfreulich, dass die Mitgliederzahlen der demokratischen Parteien mit der Ankündigung von Neuwahlen gewachsen sind. Mitglieder von Parteien aus dem Verfassungsbogen sind ein Rückgrat der Demokratie. Sie sind oft in ihren unmittelbaren Lebenszusammenhängen, in Stadtteilen und Kommunen aktiv und interessieren sich auch sonst für das, was so geschieht in Stadt, Land und Welt. Sie kommunizieren aktiv in ihrem Umfeld, in öffentlichen Versammlungen, in Wahlkämpfen oder auch in sozialen Medien und halten die öffentliche Debatte mit am Laufen.

Überraschend deutlich geht der Balken der Neueintritte bei den Grünen nach oben (s. FAZ von heute, Paywall). Die Partei hat in den letzten Tagen und Wochen 13.000 neue Mitglieder gewonnen, das sind knapp 10 Prozent Zuwachs, so dass sie jetzt rund 150.000 Mitglieder zählt, dreimal so viele wie noch vor 20 Jahren und fast schon die Hälfte der CDU.

Das ist ein ziemlich eindeutiger Trend und mittelfristig betrachtet ist es eine wichtige tektonische Verschiebung in der Parteienlandschaft. Er zeigt wohl auch, dass die Grünen für Menschen, die auf dem Sprung in die politische Aktivität sind, besonders attraktiv sind. Man darf gespannt sein, ob und wie sich das im Wahlkampf auswirkt.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.