Die “regelbasierte Ordnung” – Deutschland und seine Freunde haben die Kontrolle verloren – wer wüsste das besser, als der Fussball?

Längst ist es dekretiert: die Fussball-WM (der Herren) 2034 soll in Saudi-Arabien ausgetragen werden. Die Medien der Welt werden dorthin pilgern, sich vor dem Clan der Sauds – wenn er bis dahin nicht gestürzt ist – in den Wüstenstaub werfen, bzw. auf den Marmorfussboden der dort installierten klimatisierten Glasglocken, und die Clanchefs um die Gnade bitten, dort zensierte Bewegt-Bilder digital überreicht zu bekommen, die sie für teures Geld in die Welt hinaussenden dürfen. Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) wird diesem abgekarteten Spiel in Kürze seine Zustimmung geben. Er kann gar nicht anders. Zu verantworten hat er das freilich selbst. Eine Aussenpolitik existiert nicht. Beim DFB in Frankfurt wissen sie gar nicht, wie das geht. Und in Berlin auch nicht.

Wenn mal wieder alles schiefgeht wie jetzt, wehklagen deutsche Regierungen und Medien gerne über den Reformbedarf, wahlweise in der UNO oder auch in der Fifa. Dort geht es schlimmschlimm undemokratisch zu. Jedes Land, bzw. seine Regierung, bzw. sein Fussballverband, hat eine Stimme. Egal wie gross oder klein es ist. Dass die UNO, bzw. ihre 47 Gründungsmitglieder, sich das nach dem 2. Weltkrieg so ausgedacht hat, war aus der Anerkennung der Machtwirklichkeiten geboren. Eine Regierung ist eine Machtwirklichkeit, egal ob demokratisch gewählt oder nicht. Wer das von aussen hätte ändern wollen, hätte erneut in den Krieg ziehen müssen. Davon hatte die Welt 1945 die Nase voll.

Fifa-Mafia-Boss Gianni Infantino hatte die Intelligenz, die dem DFB fehlt. Er machte einer Mehrheit seiner Mitgliedsverbände Angebote, die die nicht ablehnen können. Die Mehrheit ist nämlich nicht so reich wie wir, sondern arm, bisweilen bitterarm. Also günstig zu kaufen. Wer den abgefeimten Infantino also wirksam bekämpfen will, muss bessere Angebote machen. Hat das jemand von den edlen Demokrat*inn*en versucht? Nein, sie haben noch nicht einmal einen derartigen Plan. Nichts liegt ihnen ferner, als so ein Gedanke …

In China wissen sie davon. Die “Silk Road Econoomic Belt”, hierzulande geläufig unter “Neue Seidenstrasse”, basiert auf dem Grundgedanken der “Geschäfte zum beiderseitigen Vorteil”. Für eine Grossmacht ist der Vorteil gross, für kleine, arme Mächte ist schon ein kleiner Vorteil gross. Jedenfalls ist das Konzept weit schlauer, als Kolonialkriege, Bombardierungen, Vertreibungen und Versklavungen, wie sie der europäische Kolonialismus über Jahrtausende eingeübt hatte, und mit seiner Anti-Flüchtlingspolitik heute noch praktiziert.

Infantino, der so gerne zu den Grossen der Welt gehören möchte, und bei seinen WMs die VIP-Tribünen dafür aufstellt, macht im Kleinen das, wofür die deutsche Aussenpolitik im Grossen wie im Kleinen (mittlerweile) zu dumm geworden ist. Das Wehklagen über den grassierenden “Autoritarismus” mag recht und billig sein. Vor allem ist es folgen- und wirkungslos. Wer seinen Reichtum nicht teilen will, noch nicht einmal so wie China, oder die Fähigkeit dazu schon verloren hat, muss sich in der Tat hinten anstellen.

Und wir erleben das noch live.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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