Mediathekperlen – gelaufene und kommende
Ägypten im Kino ist immer spannend. Die politischen Gegebenheiten hätte Franz Kafka erfinden können. Eine Militärdiktatur und von den Muslimbrüdern beherrschte islamistische Kräfte kämpfen um die gesellschaftliche Macht. Das terrorisiert die Mehrheit der Bevölkerung. “Die Guten”, also in irgendeinem Sinn emanzipatorische Kräfte, sind öffentlich unsichtbar, emigrieren und/oder leisten kulturellen Widerstand. So entstand auch: “Die Kairo Verschwörung – Für Adam, den Sohn eines einfachen Fischers, geht ein Traum in Erfüllung: Er erhält ein Stipendium für die renommierte al-Azhar-Universität in Kairo. Dann rekrutiert ein Regierungsbeamte Adam als Informanten für den ägyptischen Geheimdienst … – Ein Politthriller (2022, Regie: Tarik Saleh) über Macht und Autorität in einer hierarchisch geschlossenen Organisation.” Verfügbar bis 24.12.
Regisseur Tarik Saleh ist schwedisch sozialisiert, aus ägyptischer Familie. Deren Herkunftsland wurde ihm als Kind in Gutenachtgeschichten nahegebracht. Für das Kind eine riesige Projektionsfläche. Seine grandiose filmische Annäherung an das Herkunftsland seiner Familie führte zu dem Ergebnis, dass er dort nicht mehr arbeiten kann – die “offizielle” Bestätigung seiner Darstellung.
Dieses fabelhafte Regime ist übrigens einer der besten Kunden der deutschen Rüstungsexportindustrie und mischt sich damit in fast alle militärischen Konflikte im arabischen Raum aktiv ein. Ist das nun “regelbasiert” oder irgendwas mit “Völkerrecht”? Feministisch jedenfalls nicht. Mann gönnt sich ja sonst nichts.
Mehr über Regisseur Saleh und diesen in Cannes preisgekrönten Film gibts in der Doku von Amine Mestari “Es war einmal … ‘Die Kairo Verschwörung’ – Tarek Salehs Politthriller erzählt die packende Geschichte eines Machtkampfes hinter den verschlossenen Türen der Al-Azhar-Universität und -Moschee – dem Zentrum der Macht in Ägypten. Die Doku zeigt Entstehung und Hintergründe des Werkes. Sie beleuchtet unter anderem den andauernden Konflikt zwischen der ägyptischen Regierung und den religiösen Führern um die Führung des Landes.” Ebenfalls verfügbar bis 24.12.
Ach, die Ösis – Schalko ohne Mediathekverfügbarkeit
David Schalkos TV-Serie von 2019 “M – eine Stadt sucht einen Mörder” läuft in diesen Tagen mitternächtlich auf 3sat. Ohne Mediathekverfügbarkeit. Fragen Sie mich bloss nicht nach dem Sinn solcher Programmpolitik. ICH REGE MICH NICHT AUF!
Oury Jalloh
Die sechsteilige ARD-Doku von Bence Máté und Anna Herbst “Warum verbrannte Oury Jalloh? – Oury Jalloh hat nur noch wenige Stunden zu leben, als er in Dessau in Polizeigewahrsam kommt. Warum wurde er mit aufs Revier genommen? Was passierte in der Nacht und am Vormittag des 7. Januar 2005?” ist verfügbar (keine Fristangabe).
Dieser rassistische Polizei- und Justizskandal des Bundeslandes Sachsen-Anhalt wurde unter Führung von Wessi-Spitzenkräften in den zuständigen Behörden verursacht. Ich habe seinerzeit selbst im Beueler Brückenforum dazu eine Veranstaltung organisiert, bei der u.a. dieser kleine Film des Herkunfts-Bonners Simon Jaikiriuma Paetau vorgeführt wurde. Unter der Moderation unserer heutigen OB Katja Dörner sprach und diskutierte u.a. Hauptdarsteller Moussa Conde mit dem Publikum.
Wilfried Schmickler würde dazu sagen: “Es hört nicht auf!”
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