Das Beste aus der Sonntagslektüre: Habecks Beleidiger, Leben als Film
Der Kampf wird nicht siegreich sein. Menschliche Migration ist unbesiegbar. Aber das ist auch nicht das Ziel. It’s the economy, stupid! Der Tisch für Profite wird reich gedeckt, und Donald Trump ist der Letzte, der das Tischtuch runterziehen würde – im Gegenteil. Normal müsste Jena tadellose Gewerbesteuereinnahmen realisieren. Aber auch dagegen gibt es riesige Kanzleien, die den Weg zur Steuervermeidung weisen. Hier sehen Sie, welche Aktionäre sich daran bereichern.
Und hier lesen Sie, wie fabelhaft das menschenfeindliche Geschäft läuft. Imke Stock/heise: “Missing Link: Grenzsicherung USA made in Germany – Wie die Technologie eines deutschen Konzerns in den USA dabei hilft, Flüchtlingen und potenziellen Schleusern im Grenzhinterland auf die Spur zu kommen.” Der Grundstein zu guten Beziehungen zu Donald Trump ist also gelegt.
Habecks Beleidiger
Massenhaft wirres Zeug wurde darüber verbreitet. Und Robert Habeck und seine Parteiführung machten nicht den Eindruck, als würden sie die Nachrichtengebung souverän steuern. Wie sie schon ihrer gesamten Politik diesen Anschein geben. Darum wirkte das hier auf mich geradezu aufklärerisch: Eric von Dömming/Jungle World: “Politiker stellen immer öfter Strafanzeige wegen Beleidigungen im Internet: Eine schwachköpfige Durchsuchung – Ein Rentner beleidigte den Vizekanzler Robert Habeck als »Schwachkopf«, der erstattete Anzeige, die Polizei beschlagnahmte das Tablet des Rentners – die Geschichte sorgte für einige Aufregung. In Wirklichkeit war es aber komplizierter.” Ergebnis: Habecks Bewusstlosigkeit – in der Tat hat er jede Menge “wichtigere Probleme” – machte einen rechten Rentner erst zu einem berühmten Opfer. Und die bayrische Polizei hatte Habeck die Leimrute dazu ausgelegt und ihn hinter diese Fichte geführt. Kompliment, Söder! Das hast du deine Beamten clever machen lassen.
Leben als Film
Meine Verehrung für die geschätzten Kolleg*inn*en von netzpolitik.org, die wie an jedem Jahresende einen sechsstelligen Spendenbetrag sammeln wollen und müssen. In ihrer dieswöchigen Netzkolumne schreibt Vincent Först: “Trugbild: Die unendliche Inszenierung – Junge Menschen nehmen ihr Leben als Film wahr. Und Unternehmen stellen die nötigen Requisiten für das besondere ‘Life as a Movie’-Gefühl. Doch das permanente Schauspiel hat seinen Preis.”
Das las ich heute vor meinem Mittagessen. Auf dem Heimweg von selbigem sah ich eine Szene, als habe sie der schreibende Kollege extra für mich Zweifler bestellt. Eine junge Mutter hatte ihren vom Säugling zum Kleinkind übergehenden Schützling dem Kinderwagen entsteigen lassen. Es bewegte sich auf den Knien durch vom Herbstlaub ausgepolstertes Gras – und die Mutter filmte die Szene durchgehend mit dem Handy. Wie soll dieses Kind jemals glauben, dass sein Leben gar kein Film ist? Es lernt das Posieren noch vor dem Gehen und dem Sprechen. Professionell!
Mein Gedanke als Ü60-jähriger: wie gut, dass ich dieser historischen Periode entgangen bin.
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