Zwar hätte ich mir ein wenig Ausleuchtung der politökonomischen Motive des französischen Staates gewünscht. 700 Mio. € soll der Wiederaufbau gekostet haben. Angesichts mancher deutscher Baustellen wirkt das fast schon preisgünstig. Neben dem Staat müssen auch Frankreichs Milliardäre PR-wirksam gespendet haben. In der Inszenierung der TV-Streamingserie “Versailles” war es dieses gewaltige Bauwerk, das im Absolutismus aus dem proletarisierten Paris herausragte – wie später der Kölner Dom nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs. Auch demokratisch gewählte Staatspräsidenten der Gegenwart lieben die prunkvollen Auftritte, die ihnen der Absolutismus vorgemacht hat. Einer mehr als der Andere, und immer der am meisten, der gerade im Amt ist.
Abgesehen von diesem Mangel war am letzten Samstagabend auf Arte ein Hochamt für alle Liebhaber*innen von Kunst, Kultur, Architektur, Archäologie und ihrer Restaurierung. Im Einzelnen war das:
“Die verborgenen Schätze von Notre-Dame – Nach dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April 2019 wurden bei umfangreichen archäologischen Ausgrabungen Schätze gefunden, die jahrhundertelang unter dem Bauwerk verborgen lagen. Durch das Erschließen bisher unzugänglicher Bereiche des Sakralbaus gelang es einem Wissenschaftlerteam, der langen Geschichte von Notre-Dame neue Details hinzuzufügen.” 77 min. in einem Film von Florence Tran, verfügbar bis 30.1.2025.
“Notre-Dame, die Jahrhundertbaustelle” – drei Teile von Vincent Amouroux: “Dem Himmel entgegen; Harmonie der Kräfte; Ein Raum aus Klang und Licht – Am 15. April 2019 stand eines der berühmtesten Wahrzeichen Frankreichs in Flammen: die Pariser Kathedrale Notre-Dame. Das Großfeuer durchdrang auch die Gewölbe und schwächte die Kalksteinmauern. Nach einjährigen Aufräum- und Sicherungsarbeiten war die Einsturzgefahr gebannt, die historisch originalgetreue Rekonstruktion der Kathedrale konnte beginnen.” jeder Teil knapp eine Stunde, verfügbar bis 12.4.2025.
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