“Super” oder “Unify”?
mit Update 20.12.
Für Fussball – egal ob den der Herren oder den der Frauen – interessieren sich weltweit betrachtet weit mehr Menschen als für Politik – egal ob demokratische oder autoritäre. Das lässt renditesüchtiges Kapital nicht ruhen. Daraus müssen doch Extraprofite zu schlagen sein. Wenn das Grosskapital sich nicht einigen kann, brechen mitunter Kriege aus.
Als die Mafiosi der Uefa in den 90ern ihre “Champions League” erfanden, die den ökonomisch so unberechenbaren “Europapokal der Meister” ablöste, bei dem sogar Bukarest (1986) oder Belgrad (1991) siegten, ahnten sie vermutlich selbst noch nicht – obwohl es ihre einzige Absicht war – wieviel Geld diese Maschine scheissen würde, und zwar, wie immer im Kapitalismus, vor allem für die, die schon viel davon hatten. “Leg’ mal Geld in die Ecke, und guck’ wie das ‘arbeitet’.” (Jürgen Becker) Das Wunder geschah.
Um politischen Einfluss ringende Medienoligarchen füllten das Füllhorn, an dem sich die Uefa und ihre reichsten Oligarchenvereine laben konnten. Aber je reicher einer ist, umso unzufriedener wird er, warum er nicht noch reicher ist. Und Andere reicher als er.
So entstand die Idee von der “Super-League”, zu der sich 12 superreiche Fussballkonzerne von der US-Grossbank JP Morgan locken liessen. Der Entrüstungssturm der Mehrheit des Fussballbusiness liess sie schnell wieder zurückzucken. Nur Real Madrid (Baukonzern ACS), der FC Barcelona (weltweit wertvollste Marke, aber von Gangstern, Rosell, Bartomeu u.a., ausgesaugt und hochverschuldet) und Juventus Turin (Fiat, Agnelli-Clan, altes Grosskapital) blieben bei der Stange. Sie kauften einen RTL-Manager, der seitdem durch Europa reist, und der Uefa die europäische Profivereinswelt der Herren, die die Frauen vorsorglich ökonomisch zu inkorporieren versucht, entreissen will.
Doch wie lässt sich Extraprofit erzielen?
Das ist die entscheidende Frage, die von den konkurrierenden Gangstern nicht öffentlich beantwortet wird, in den internen Lobbygesprächen aber die Hauptsache ist.
Antwort: nur durch ein eigenes selbstvermarktetes Mediensystem. Denn gegenwärtig ist der Kapitalzufluss subventioniert. Medienoligarchen schiessen Investitionen in das Fussballsystem hinein, das ökonomisch nicht rentabel ist. Sondern sich erst spät – und sehr schwer berechenbar – rentiert, wenn es sich in Medien- und Politikeinfluss übersetzt. Fussball generiert Publikumsmassen, die mit Werbe- und anderen -Botschaften abfütterbar sind. Allein schon die Werbeclips eines Jürgen Klopp, die Frauenherzen in meiner Fussballkneipe höher schlagen liessen, transportierten im Subtext die Botschaft des Neoliberalismus: jede*r kann “es” schaffen, wenn er*sie “es” nur ganz feste will. Bei den einen ist es ein Tor, bei den anderen ein Lottogewinn.
Rupert Murdoch, langjähriger Boss von “Sky” hat alle seine Ziele erreicht. Er castet die Regierungschefs der USA, des UK und Australiens. Nur in seiner Familie klappt es nicht wirklich . Sein Coup war, den Laden den Ahnungslosen von Comcast überteuert anzudrehen. Wenn nur die verwöhnten und verzogenen Blagen nicht wären (und die vielen abzufindenden Weiber). Aber ich schweife ab.
Unfassbar erscheint mir, wie viele Jahrzehnte hochbezahlende Profivereine mit riesigen Medienabteilungen, die sich in den asozialen Netzwerken verzetteln, brauchen, um auf die entscheidende Idee zu kommen: ihren Wert, den nur sie haben, den Fussball als Entertainment, nicht Andere vermarkten zu lassen, sondern das selbst zu tun. Die meisten Kreisligavereine tun es. Die Technik ist klein und billig geworden. Die zahlreichen Fans, die nichts lieber tun würden, als das, würden Schlangestehen dabei mitzumachen. Aber diese feisten Kapitalsüchtigen sind zu dumm, das in Praxis und Strategien umzusetzen.
Die Sache hat nämlich einen Haken: sie macht Arbeit, sie erfordert Kommunikationsfähigkeit – und davon viel. Dä.
Update 20.12.
Etwas elaborierter als ich, aber keineswegs abwegig, sondern realistisch-materialistisch: Raphael Molter/Junge Welt: “Ein neuer Anlauf – UEFA-Konkurrenz will Unify League statt Super League ins Leben rufen”. Die Junge Welt vergräbt diesen Text nach einigen Tagen in einem Paywall-Archiv. Vielleicht lässt er sich dann noch beim Autor selbst wiederfinden.
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