Schäubles Tochter auf dem Weg nach oben
mit Update 6.1.
Christine Strobl, im Hauptberuf ARD-Programmdirektorin, ist wieder auf Arbeit, und lässt sich von dpa und FAZ zum “Fall Mischke” zitieren. Das zeigt, dass sie von Papa Wolfgang Schäuble nicht wenig gelernt hat. Für die Jüngeren: Wolfgang Schäuble war der langjährige Bundesfinanzminister, dem wir grosse Teile der gegenwärtigen Infrastruktur unserer Republik zu verdanken haben. Und nicht nur wir: die meisten Regierungen von EU-Mitgliedsländern hat er zu ähnlicher Haushalts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik erpresst. An der irren “Schuldenbremse” freilich, die noch heute Klimaschutz und Infrastrukturinvetitionen ausbremst, war er nicht alleine schuld.
Wie schon bei der Demontage des Grundrechts auf Asyl in den 90ern, damals noch unter Führung von Oskar Lafontaine, fand sich auch bei der “Schuldenbremse” die SPD als nützliche Idiotin, um die verfassungsändernde 2/3-Mehrheit bereitzustellen. Und wie wir ihren Bundeskanzler kennen, kann sie sich daran gar nicht mehr erinnern. Aber ich schweife ab.
Frau Strobl also, die ist bei dem “Fall Mischke” gar nicht dabeigewesen – “nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen”. Wo sie war? Das muss vorerst offenbleiben. Zwar gibt sie sich den Anschein, ihre ARD gegen den bösen öffentlichen Wind zu verteidigen, bringt in ihrer Verteidigungsrede aber – ganz der Papa – den Schuldspruch gleich mit unter: “Die Entscheidung der Kulturchefinnen und -chefs …” Aha, die warens also. Neun Stück. Ist mir zu viel Arbeit, die alle rauszusuchen. Hier nur als Beispiel die Verantwortliche des WDR Andrea Schafarczyk.
Hmm, eine Gruppe der Neun. Kaum vorstellbar, dass die alle einer Meinung waren und sind. Einige haben vielleicht sogar ein Alibi, waren gar nicht dabei und haben sich vertreten lassen (oder auch nicht).
Meine spannende Frage wäre nun, neben all diesen offenen: wer trägt und übernimmt die Verantwortung für ihre Entscheidungen und ihre Präsentation in der Öffentlichkeit? Denn, das dürfen Sie und ich nicht vergessen: sie alle sind keine Amateure, die nur für die gute Sache arbeiten, sondern Medienprofis mit adäquater – und auf Wunsch – lebenslanger solider Bezahlung (inkl. Pensionsberechtigung).
Da dürfen wir als Arbeitgeber*innen eine professionelle Gegenleistung erwarten. Und dann haben wir auch Mitleid für eine solche Vorgesetzte als Programmdirektorin, die einen Schutzschirm vorgibt, und es durch den kräftig durchregnen lässt.
Update 6.1.
Treffender Kommentar des Kollegen Heiko Hilker: “Es ist bezeichnend für die ARD, dass die Direktorinnen gegen die ttt-Redaktionen agieren. Man kann die Redaktionen in einen solchen Auswahlprozess einbeziehen. Die Entscheidung einer Redaktion wird in der Mehrzahl der Fälle besser und der Sendung angemessener sein als die von Direktoren.
Welche zentralen und relevanten Themen waren mit Thilo Mischke verbunden?
Wer ist für den entstandenen Rufschaden verantwortlich?
Wer ist das Problem? Thilo Mischke? Der Protest? Oder die Direktorinnen und die Kulturchefinnen?
Programmdirektorin ERSTES ist Christine Strobl, Kulturkoordinatorin der ARD ist Jana Brandt (MDR).
Angesichts der nicht nachvollziehbaren Entscheidung, der maximal fehlerhaften Krisenkommunikation sowie des für die ARD entstandenen Rufschadens muss die ARD offenlegen, welche Verantwortlichen und welche Gremien welche Ziele mit der Entscheidung verfolgten, welchen Anteil sie jeweils an dieser Entscheidung hatten und ob überhaupt von einigen Entscheiderinnen begründet widersprochen wurde.”
Gibt es auch was Wichtiges?
Die Bürgerkriege auf den Fluren der Anstalten – die Nachwachsenden ignorieren das gar nicht erst. Den heissen Scheiss zu Fragen der Medienmacht publiziert in deutscher Sprache z.Z. der Kölner Martin Andree. Er kommt heute in der Missing-Link-Kolumne von Stefan Krempl/heise zu Ehren: “Wie Meta, Google, X & Co. Journalismus und Demokratie bedrohen – Große Online-Plattformen haben sich zu schädlichen Machtzentralen im Netz entwickelt, monieren Medienwissenschaftler. Sie müssten für Inhalte Dritter haften.”
Vergesst die Mumien der ARD. Andree kann sich beim Faschismus-Propagandisten Musk bedanken, der mit seiner politischen Einmischung in der deutschen Öffentlichkeit den Scheinwerfer direkt auf seine Kritik dreht. Möge der Demokratischere gewinnen.
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