Wundersame Bahn CCXVIII

Ok, ich war müde und hatte keine Lust noch länger durch Köln zu gondeln, um dann vielleicht mit der halbstündlich verkehrenden Straßenbahn 16 in rund 55 Minuten nach Bonn zu fahren oder – was sicherlich klüger gewesen wäre – zurück zum Hauptbahnhof, um von dort aus rechtsrheinisch nach Beuel oder über Beuel vielleicht sogar bis Oberkassel zu fahren. Oder mit der S-Bahn nach Siegburg/Bonn und dort weiter mit der 66 nach Oberkassel. Hätte ich tun können, aber da stand plötzlich der Schienensersatzverkehr direkt vor mir an einer roten Ampel, der laut Ausschilderung als “Schienenersatz” unterwegs war. Denn so hatte ich am Gleis in Köln Süd festgestellt, abends fuhren nach 22 h nur noch Züge in Richtung Euskirchen. Keiner nach Bonn. Also eingestiegen und gefragt, wohin genau die Reise gehe. Der Bus fahre nach Sechtem, sagten die Fahrgäste, was auch der Fahrer bestätigte. Dort würde ich dann die nächste Bahn nach Bonn erreichen. Klang gut. Ich war wie schon erwähnt recht müde, wollte nicht weiter herumlaufen, und fuhr mit.

Mit Aseag von Köln nach Sechtem

Ein Blick auf den Streckenplan auf der Anzeige ergab, dass dies zwar Schienenersatzverkehr war, aber betrieben wurde von der Aseag in Aachen, und laut Anzeige irgendwo im Raum Aachen verkehre. Meine Frage an die Mitreisenden ergab, dass dieser Bus nicht nach Aachen, sondern über Brühl nach Sechtem fahren würde. Ein Mitreisender zückt sein Smartphone und erklärte mir, dass es um 23.16 eine Bahn nach Bonn gäbe. Später, bevor er ausstieg sagte er mir, das könne knapp werden, er habe gerade einen Zug gesehen, der am Bahnhof stände. Während wir, zwar bereits in Sichtweite zum Bahnhof, noch ein paar Kurven durch Sechtem drehten, mit einem dreiteiligen Gelenkbus. Das dauerte – ein Kleinbus hätte auch ausgereicht.

Letzter Zug war weg

Dieses Drum war schwerfällig und fuhr auf den engen Straßen teilweise sehr langsam. Wie sich wenig später zeigen sollte – zu langsam. Denn der Bus erreichte Sechtem Bahnhof erst um 23.18 h und richtig: Der Anschlußzug war weg.

Weil der fuhr – vielleicht als erster Zug an diesem Tag – pünktlich. Blick auf den ausgehängten Fahrplan, kurz vor 24.00 h kommt noch ein Zug. Die Wartezeit nutze ich, um mich ein bisschen am Bahnhof Sechtem umzuschauen. Was ich dann sah, gefiel mir nicht, überhaupt nicht. Es gab nämlich einen weiteren Aushang, eine Art Baustellenfahrplan und auf dem stand in roter Schrift neben der Abfahrzeit “meines” Zugs, um 23.57 h “verkehrt nicht”.

Schienenersatz ohne Anschluß

Mein Anschluß an den Schienenersatzverkehr war also der letzte Zug an diesem Montag nach Bonn. Auf der Suche nach einem Taxi fand ich zwar erst mal keines – aber dafür – von mir zuvor unbemerkt oder vielleicht erst kürzlich dort gelandet, einen ganz großen, langen Bus mit der Aufschrift “Duisdorf Bahnhof”. Fand ich gut, der fuhr auch bald, und so kam ich doch noch nach Hause – ganz ohne Taxi. – Von Duisdorf Bahnhof fuhr nach rund 10 Minuten ein Zug nach Bonn. Zwischendurch hatte ich noch die Servicenummer der Bahn angerufen und meine noch frische Erfahrung mit dem, was die Bahn “Schienenersatzkehr” nennt, in teilweise sogar freundlichen Worten geschildert. Die Antwort auf die Frage, warum es keine Kommunikation gäbe zwischen dem Ersatzverkehr und der Bahn, die damit erreicht werden soll. Ganz einfach, der Zug um 23.16 werde von einer anderen Gesellschaft betriebren, nicht von der DB AG. Da bestehe kein Kontakt. Meine Frage, warum es keinen Kontakt gäbe, blieb unbeantwortet. Das Gespräch wurde beendet. Am Dienstagfrüh schrieb ich an goRheinland und erhielt folgende Antwort, die so schön ist, dass ich sie hier ungekürzt wiedergeben möchte:

“Sehr geehrter Herr Lorscheid,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 25.02.2025.

Wir bedauern Ihre Schilderungen und den Anschlussverlust zum letzten Zug außerordentlich. Ihren Ärger können wir selbstverständlich nachvollziehen. Die Busfahrer der Schienenersatzverkehre und die Triebfahrzeugführer der Züge haben grundsätzlich keinen Kontakt zueinander. Eine Information, z. B. per Telefon, zu einer Verspätung des SEV ist also nicht möglich. Im von Ihnen genannten Fall fährt der SEV für die DB Regio NRW bzw. National Express.
Der Betreiber der RB 26, Abfahrt 23.16 Uhr ab Sechtem, ist die Trans Regio Deutsche Regionalbahn GmbH. Der Zug ist nach Plan gefahren.
Grundsätzlich sind die SEV natürlich auf die Anschlüsse zu den Zügen abgestimmt.
Die Verspätung des SEV können wir von hier aus leider nicht klären.
Wir wünschen Ihnen dennoch einen angenehmen Tag und beste Gesundheit.
Mit freundlichen Grüßen

GoRheinland-Kundendialog”