Hirnforscher bestreiten die Existenz einer Seele. Dem unter dem Link zitierten Lutz Jäncke würde ich in einem anderen zentralen Punkt widersprechen: “Diesbezüglich gehe ich davon aus, dass der Mensch im Tierreich keine Sonderstellung einnimmt.” Da sprechen die bisherigen Ergebnisse der Evolution eher gegen. Auch, wenn zahlreiche Kriegsherren und andere Despoten es verzweifelt wieder zu dementieren versuchen, hat der Mensch sogar die Dinosaurier – “zuviel Panzer – zuwenig Hirn” – mit mehreren Jahrtausenden Vorsprung besiegt. Und jetzt bedrohen wir die Wale. Zu wenig Hirn?

Wie es auch ganz ohne Seele und Hirn geht, das hat in seiner bisherigen Laufbahn der neue Staatsminister für Kultur- und anderes Gedöns dokumentiert. Hier eine unschöne Zusammenfassung seines Wirkens ‘Europa als Weltprägemacht’ – Designierter Kulturstaatsminister nennt koloniale Welteroberung ‘zivilisatorische Leistung’, beklagt ‘kulturelle Selbstvernichtung’ Europas durch ‘Zuwanderung’ und trauert ‘Europas’ angeblich verlorener ‘Expansionskraft’ nach.” Erfreulicherweise verschwindet diese Sammlung des Grausens in einigen Tagen in einem Paywallarchiv. Wie konnte der Kerl in dieses Amt gelangen? Er muss dem kommenden Bundeskanzler auf irgendwelchen Golf-, Flug- oder Talkshowplätzen begegnet sein. “Regierungssprecher” wollte er angeblich nicht werden. Nun gut, dann eben Gedöns. Hauptsache er funkt nach Rechts.

Und nun müssen alle Lobbyverbände von was-mit-Medien bis was-mit-Kultur grübeln, was für ein grausames Arbeitszeugnis ihnen mit dieser Personalie ausgestellt wurde. Die Bundesregierung ist weder an Seele noch gar an Geist irgendwie interessiert.

Wie kommich auf Seele? Ein materialistisch gebildeter Sozialdemokrat hat mich drauf gebracht. Da, wo er studiert hat, wurde das zu jener Zeit gelehrt. Was ist noch übrig? Nicht wenig, wie hier bei Ralf Wurzbacher (Interview)/nachdenkseiten zu lesen ist: ‘Die Mehrheit will keinen Krieg – wir müssen ihr wieder eine Stimme geben’ – Bei den Sozialdemokraten haben Verfechter des Friedens einen schweren Stand. Arno Gottschalk, Abgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft, ist einer von nur noch wenigen in der Partei, die glaubhaft und hörbar gegen Militarismus, für Abrüstung und Diplomatie eintreten. Im Interview mit den NachDenkSeiten spricht er über die Schwächen der Friedensbewegung, eine SPD im Panikmodus und Friedrich Merz als Sicherheitsrisiko.” Ein Interview voller Klartext und Vernunft. Und dann dieser Schlusssatz: “Dann droht die SPD ihre Seele zu verlieren.” Das kann mühelos mit allen “Bauchschmerzen” von Ricarda Lang u.a. prominenten Grünen mithalten …

Noch mehr Russlandverstehen. Lukas Theinert/IPG-Journal: Der Preis des Krieges – Die Risiken wachsen – militärisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Warum auch Russland kein Interesse an einem langwierigen Krieg hat.” Gut durchdacht. Wer übermittelt das der oligarchischen politischen Führung dieses grossen Landes?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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