Wenn das gefilmt wurde, geschah es ohne Erlaubnis
Aber es war gut gespielt. Eine mittelalte Dame an meinem Nachbartisch, keine extravagante Erscheinung, wie es in diesem Lokal auch welche gibt, verzehrt, wie so viele mittwochs, ihre Reibekuchen. Sie kritisiert, wie ebenfalls nicht wenige – einer hält sich z.Z. in den USA auf – dass sie ihr in der Mitte zu weich sind. Servicekraft Angie, die Beste, die ich in der Stadt kenne, bietet ihr neue an, stärker durchgebraten. Doch das beruhigte die Lage nicht – im Gegenteil.
Nun dauerte es zu lange. Denn die Dame war hungrig. Zu wenig Zeit hatte sie nicht. Es dauerte mit den durchgebratenen Reibekuchen. Angie bietet ihr alternative Gerichte an. Freilich würde alles von vorne dauern, wie ein Neustart. Dann kamen die Reibekuchen. Sie waren zu schwarz. Die Dame hatte ein älteres Paar als Gesprächspartner*innen an ihren Tisch gelockt. Der Gatte, der für sich Reibekuchen erwogen hatte, nahm im Angesicht der Schwarzen davon Abstand.
Alle drei am Tisch stimmten überein: die Reibekuchen waren zu schwarz. Angie bot erneut alternative Gerichte an, und die kostenfreie Rücknahme der schwarzen Reibekuchen. Aber die Dame hatte Hunger. Verzehrte die Reibekuchen in Teilen. Und verliess dann das Lokal, ohne bezahlen zu müssen. War es überstanden?
Nein. Sie kehrte zurück. Weil sie immer noch Hunger hatte. Nun nahm sie das Angebot Bratkartoffeln mit Salat an, aber zum Mitnehmen. Nach einiger Zeit erhielt sie es, freundlicherweise getrennt verpackt, weil Salat kalt, Bratkartoffeln warm. Das Ehepaar wünschte der Dame, dass die Bratkartoffeln während des Transports im Bus nicht kalt würden. Sie seien mit dem PKW da, die Gattin hatte eine Unfall, und sie könnten sie auch fahren. Nein danke.
In dieser Zeit verzehrte ich – mittwochs muss ich kein Wort sagen, weil ich es immer nehme – ein frisch belegtes Lachsbrötchen und danach die berüchtigten Reibekuchen mit Apfelmus, schön cross, in der Mitte etwas weich, aber nicht schwarz. Zum Nachtisch einen Espresso. Ich vertiefte mich betonter als sonst in meine Lektüre auf dem Tablet.
Im Anschluss beglückwünschte ich Angie zu ihrer hochprofessionellen Langmut und Geduld. Ihr Chef Maika, z.Z. im Portugal-Urlaub, hätte die durchweg lautstark lamentierende Dame nach weniger als 5 Minuten rausgeschmissen. Mein Vorschlag: Herdplatte und Bratpfanne draussen aufstellen, und die Kundschaft brät selbst; vermutlich wäre ein Schmutzzulagen-Aufpreis erforderlich. Aber jede*r wie sie*er will.
Und ich wäre beim Lesen der Spielberichte nicht so abgelenkt gewesen …
Warnung an versteckte Kamerateams: eine Erlaubnis, mein Gesicht zu zeigen, wurde nicht erfragt und schon gar nicht erteilt. Stammgast Lothar Lechleiter war am andern Ende des Raums anwesend. Ich bin mir nicht sicher, ob hier etwa eines seiner alten Lieder verfilmt wurde.
Schreibe einen Kommentar