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Wie eine Sekte – ARD (II)

Sie sägen an ihrem wertvollsten Stück, der 20-Uhr”Tagesschau”

Schon länger fällt auf, dass die Tagesschau-Sprecher*innen nicht mehr einfach nur Nachrichten vorlesen, sondern irgendwo ihm Studio hingestellt werden, und “performen”: mit ihrem Körper und seiner Sprache. Mutmasslich befriedigt das ihre professionelle Eitelkeit. Nichts Böses. Aber was sagt so ein Vorgang über ihre Vorgesetzten?

Die 20-Uhr-Tagesschau ist seit Jahrhunderten, seit der Begründung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens durch die britische Besatzungsmacht im (vorläufig) vom Faschismus befreiten Deutschland, das Juwel dieses Mediums. Mit weitem Abstand und nun über Jahrhunderte, gucken die meisten zu. Es verlangt nur eine Viertelstunde Aufmerksamkeit, und lässt sich prima zwischen Abendessen und abendlichem Ausgang zwischenschieben, damit jedefrau und jedermann (ungefähr) weiss, was gerade in der Welt so los ist. Warum sind so viele, viele Millionen, bereit, das zu tun? Weil sie nicht missioniert, nicht agitiert, nicht genervt werden. Bzw. wurden. Denn das ändert sich seit einiger Zeit – zum Nachteil ebendieser Tagesschau.

Sie könnte es wagen. Wenn sie von Jahr zu Jahr journalistisch stärker und besser würde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Und in einer Phase der Schwächung grundstürzende Veränderungen an der Statik des wertvollsten Bestandteils des ARD-Programms vorzunehmen – das zeugt von wachsender Verzweiflung. Die Gegner öffentlicher Medien triumphieren, Beisshemmungen am rechten Rand der Demokrat*inn*en werden sich, was sie schon lange tun, weiter verflüchtigen.

Ich weiss, die meisten Leute interessiert das nicht mehr. Aktuell findet die Debatte in Medien-Medien statt, die von weniger Menschen konsumiert werden, als auf der Beerdigung des vielleicht letzten intelligenten was-mit-Medien-Typen Lutz Hachmeister waren. Aber weil auch Sie vielleicht nicht dumm sterben wollen, lesen Sie hier:

Ralf Heimann/MDR-Altpapier: Vom Wachhund zum Schoßhund – Der ‘New York Times’-Verleger beschreibt in fünf Schritten, wie Autokraten Medien ausschalten. Und: Die ARD will mehr Alltag in der ‘Tagesschau’. Ein guter Plan?”

Den ARD-Bossinnen und -Bossen ist es besonders wichtig, dass wir, die Öffentlichkeit, nicht verfolgen können, was sie so diskutieren und entscheiden. (Hoch) Bezahlen muss reichen. Naturgemäss streiten sie auch (wie wir alle). Das sollen wir aber nicht merken. Denn – hier treffen wir vorgeblich “asiatisches” mitten in Mitteleuropa an – dann würden ja welche der Bossinnen und Bosse ihr Gesicht verlieren. Also wird es von Einzelnen von ihnen durchgestochen. Und wir erfahren viel mehr, als ihnen lieb ist. Die Zerstörung der Gesamt-Konstruktion von innen heraus schreitet fort – ob mit oder ohne Belagerung.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger

Ein Kommentar

  1. w. nissing

    na ja, wer sich von journalistische m Separatorenfleisch ernährt, mag das ja für einen Verlust halten……

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