Ist er “schuld”, dass Stadt und Land sich so schlecht verstehen?

Wenn Sie sich die Folge “Die tote Königin/Dead Letters” von 2006 noch einmal ansehen, könnten Sie zu dem Schluss kommen. Drehbuchautor Peter J. Hammond. Der könnte beim Schreiben schon 76 Jahre alt gewesen sein. Diese nun 19 Jahre alte Folge erreichte über ZDFneo mal wieder fantastische 10% Marktanteil. Wie kommt das bloss?

Die alte Erkenntnis von Asterix und Obelix “Die spinnen, die Briten” ist selbstverständlich Fundament des erfolgreichen Exports dieser Endslosserie des britischen Privatsenders ITV. Und diese Folge besonders. Stellen sich die Londoner*innen so das britische Dorfleben da draussen vor? Muss wohl. Das Bergheim bei Köln oder die Halskrause des Rhein-Sieg-Kreises um Bonn dürften im Vergleich zum fiktiven “Midsomer” urbane Idyllen sein (jedenfalls alle Dörfer, die einen Bahnhof oder eine Stadtbahnhaltestelle haben). Und selbst Kirchhellen, wo ich als Schüler meinem ersten Alkoholmissbrauch nachgekommen bin, und wo heute der böse Wolf frei rumlaufen soll

Die Spitze dieser Folge markiert Elizabeth Spriggs, in der Rolle der Ursula Gooding, die zwei Jahre nach dem Abdrehen dieser Barnaby-Folge aus dem wahren Leben ging. Vor ihr mochte mann auf der Stelle Reissaus nehmen. Nicht minder ihr von Richard Cant gespielter diabolischer Erbschleicher, nach dessen fiktivem Händedruck ein spontaner Waschzwang aufkommen würde.

Wer noch ein Restgefühl für soziales menschliches Zusammenleben bewahrt hat, kann diese Barnaby-Folge als Horrorfilm nehmen. Vier Jahre später stieg Hauptdarsteller John Nettles aus, Produzent Brian True-May wurde gefeuert. Und erstmals kamen im Barnaby Brit*inn*en vor, die gar nicht weiss waren. Aber eben auch nicht so bekloppt

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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