Vor nur wenigen Jahrzehnten war Spiegel-online mal ein führendes Medium in diesem Internet, dem “Neuland” der damaligen Bundeskanzlerin. Manche bezeichneten “Sp-on” sogar als “Bildzeitung des Internet” – so viele versuchten sich dort zu informieren. Heute dagegen sind seine Onlineredakteur*inn*e*n zwar endlich arbeitsrechtlich und tariflich mit den alten Säcken der alten Zeitschrift gleichberechtigt. Dafür finden sich dort kaum noch Informationen, die es nicht woanders billiger gibt. Zum Beispiel über Pornos.
Vor zwei Monaten berichtete heise-online über einen möglichen Verkaufsdeal der weltweit marktführenden OnlyFans-Plattform. Hier hatte ich darauf hingewiesen (s. unten unter “Weltzugewandt”). Heute hat nun Spiegel-online die saure Gurke entdeckt, gibt als Zutat Unternehmenswerbung für eine Berliner Agentur (“Kotti Consulting”, suchen Sie die mal) hinzu, und versucht den Anschein einer Exklusivität zu erwecken, die dem Medium schon seit vielen Jahren irgendwo, ich weiss nicht wo, verloren gegangen ist. Paywall natürlich – wie dumm und blöd muss eine*r sein, dafür zu bezahlen?
Der verfassende studierte “Medienwissenschaftler, Betriebswirt und Journalist” versucht den dummen Leser*inne*n weiszumachen, das traditionelle Pornobusiness laufe über “Werbung”, also quasi das, was Sie aus Ihrer Lokalzeitung kennen. Haha, haben wir gelacht. Das Business ist Datendiebstahl und Datenhehlerei. Also das, was Milliardär*in gewordene Zeitungsverleger*innen heute genauso nachzumachen versuchen.
“Sturmgeschütz”? “Der Demokratie”? Ja, sowas bräuchten wir jetzt …
Der Lokaljournalist Ralf Heimann/MDR-Altpapier weiss – Trump-Buddy Sundar Pichal zitierend – ein bisschen besser, wo der Medien-Hase langrennt: “Beste Nebenrolle – Verlage finanzieren Journalismus. Die Chatbots verwerten ihn. Wie lange geht das noch gut? Bis nächsten Dienstag?”
Das nicht mehr exklusive Gut liegt als Datensperrmüll auf der Strasse, und die mit den tiefsten Datentaschen gewinnen. Bis irgendwelche Europapolitiker*innen mit Kommunalpolitiker*innen-Niveau um die Ecke kommen und gesetzlich noch irgendwas regeln wollen – Trump bewahre! – ist die Strasse schon längst wieder abgeräumt und das Raubgut diebstahlsicher in Konzernkapital umgewandelt und privatisiert.
Unser demokratisch knapp gewählter Bundeskanzler will es doch auch so. Oder wissen Sie es besser?
*Kotti Konsulting (www.kottikonsulting.com)