Milliardäre ohne Schleimallergie

Die Hoffnung hält mich aufrecht, dass Jens Spahn für einen Möchtegern-Trump einfach zu doof ist. Andererseits war das ja bei Trump selbst auch kein Amtshindernis. Wie kommichdrauf? Mein Freund Jupp Legrand, mit dem ich einst gelegentlich in Bonn Fussball gespielt habe, er war Rechtsaussen bei der ASG Uni Bonn, die meine alten Freunde Mike Mennen (2017 verstorben) und Klaus Kleinöder mitgegründet haben, und späterer Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, heute Rentner, nahm sich freundlicherweise die Zeit, mich darauf hinzuweisen. Und sogar die nachdenkseiten, die sonst keine Gelegenheit auslassen, Correctiv zu beschimpfen, haben es getan. Zu Recht.

Annika Joeres, Gabriela Keller: Netzwerk mit Nebenwirkungen: Jens Spahn und der Milliardär – Tech-Milliardär Christian Angermayer hat zum Teil über Firmen knapp 300.000 Euro an die CDU gespendet. Er gilt als Trump-nah und soll gut mit Jens Spahn verdrahtet sein. Als Investor hat er offenbar indirekt von einem millionenschweren Covid-Arznei-Deal der Bundesregierung profitiert. Teil 1 einer Serie über die Netzwerke des CDU-Fraktionschefs Spahn.”

Annika Joeres ist mir aus der frühen taz-nrw sowie aus gemeinsamer AutorInn*enschaft bei den “ruhrbaronen” gut bekannt. Für die Seriosität dieser sympathisch angenehmen Kollegin bin ich mich bereit zu verbürgen.

Für die Nase Spahn aus Ahaus – selbst dort gibt es aussergewöhnlich liebenswerte Menschen, Christoph Strässer hat sogar dort geheiratet – bürgt mutmasslich niemand mit Verstand. Spätestens nach dieser Lektüre nicht mehr. Und den scharfen Hund, der hinter ihm die Strippen zieht, Christian Angermayer, den kannte ich überhaupt nicht. Sein Wikipedia-Eintrag wird zwar von einer Suchmaschine noch angezeigt, ist aber verschwunden.

In ihren feuchtesten Träumen träumen diese Figuren von einem Kapitalismus, wie ungefähr diesem:

Chris Dite (Interview)/Jacobin mit Ivan Franceschini, Ling Li und Mark Bo: Die Online-Scam-Industrie fußt auf Sklavenarbeit – Mit dem Versprechen auf einen guten Job angelockt, werden Menschen in Südostasien in Scam-Fabriken festgehalten und zur Online-Betrügerei gezwungen. Eine brutale Industrie, die Milliarden umsetzt – und in Krisenzeiten besonders schnell wächst.” Tja, dumm gelaufen, China schon wieder weit vorne.

Was bin ich froh, dass ich schon so alt bin.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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