Es war eine Freude ihn spielen zu sehen
2.11.1985: ich im Westfalenstadion, Halbzeitstand 1:1, zweite Halbzeit, ich direkt hinter dem Dortmunder Tor und Frank Mill immer davor. 55. und 72. Minute macht er ihn rein, Jürgen Wegmann (ebenfalls Ex-RWE) schafft nur noch den Anschluss. Auswärtssieg! Und ich war so dicht dran, wie noch nie zuvor. Mill traf immer gegen den BVB. Auch am 8.9.1984 hatte er zwei reingemacht. Also kaufte ihn der BVB 1986 endlich weg. Wie vor und nach ihm viele Andere (Heiko Herrlich, Marco Reus, Mo Dahoud etc. etc.). Ein anderes Spiel setzte ihn lebenslänglich in meine Erinnerung.
Am 10.3.1984 dichtes Schneetreiben am Bökelberg. Der Tabellenzweite VFB Stuttgart kam zum Gastspiel beim Tabellenfünften. Damals war die Bundesliga noch spannend. Die ersten 5 waren nur drei Punkte auseinander. Seit ca. 10 Jahren ist um diese Jahreszeit meistens schon alles entschieden. Stuttgart war Favorit, und wurde später auch (punktgleich u.a. mit meiner Borussia, nur durch das Torverhältnis) Meister. Aber nicht an diesem cerschneiten Nachmittag am Bökelberg.
In der 53. Minute erzielte Libero Hans-Günter Bruns, Ende der Nullerjahre erfolgreicher Trainer von RW Oberhausen, die Führung. Danach drängte der VFB. Doch fast jeder Befreiungsschlag aus der Abwehr erreichte den an der Mittellinie lauernden beweglichen Frank Mill. Gefühlt ein halbes Dutzend mal rannte er allein mit dem Ball auf Helmut Roleder zu. Und immer hielt der buchstäblich Einäugige. Keiner wusste, wie. Ich stand an der Gegengraden, am Bökelberg gab es an drei der vier Stadionseiten Stehplätze. Ein Fanparadies. Und Roleder brachte Mill und mich dem Wahnsinn nahe.
Bis zur 76. Minute. Die Fussballsonne ging in dichtestem Schneetreiben auf. Der Matsch auf dem Heimweg zum Bahnhof, die durchnässte Kleidung – das war alles egal. Wir 25.000 hatten Franky zu diesem Tor getrieben. Er konnte nicht mehr anders.
Am Saisonende standen für ihn 19 Tore in 32 Spielen. Es war die erfolgreichste Saison von Jupp Heynckes als Borussia-Trainer. Punktgleich (48-20) mit Meister Stuttgart, aber leider rund 20 Tore zurück – durch die vielen Gegentore.
Wir werden sie immer in Ehren halten. Es war eine gute Fussballzeit. Frank Mill war ein Jahr jünger als ich. Unsere Herzinfarkte hatten wir nahezu gleichzeitig. Ich hatte Glück. Er nicht. Ich werde eines Tages vergessen. Er nicht.
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