Das Rätsel Daniel Harrich
Über Daniel Harrich lese ich, er habe “das Genre des investigativen Spielfilms erfunden”. Das halte ich für ein Gerücht. Er vielleicht auch, wenn er sich nur ein bisschen auskennt. Ich bin misstrauisch, wenn einer alles selber macht, was Andere vielleicht besser können. Mit diesem Misstrauen habe ich einige seiner TV-Filme gesehen, und wurde immerhin nie enttäuschend bestätigt, sondern dachte, ohne Fan zu werden: war doch nicht so (missionarisch-)schlecht, wie ich befürchtet habe. Nun ist für morgen in der ARD, gleich nach der Tagesschau, “Bis zum letzten Tropfen” angekündigt, und bereits bis 10.11. verfügbar.
Ich habs noch nicht gesehen, werde das aber nachholen. Warum ist dieser Harrich für mich ein Rätsel? Offenbar hat er – vielleicht über seine Eltern? – ähnlich wie der von mir als Imrovisations-Regisseur geschätzte Jan Georg Schütte, exzellente Beziehungen in die richtigen Führungskräfte-Etagen bei ARD-Anstalten und ZDF. Das haben nicht viele. Und das sichert ihm mutmasslich ein gutes Auskommen. Leute wie Schütte oder er müssen ziemlich genau wissen, welche Knöpfe sie in diesen Etagen drücken müssen. Nicht viele können das.
Aus Harrichs Wikipedia-Eintrag geht darüberhinaus hervor, dass es bei seiner scheinbaren symbolischen Verehrung durch staatliche Institutionen kein Halten gibt. Filmvorführungen in Parlamenten, und auch vor dem Bundesverdienstkreuz konnte er sich nicht retten. Seit Bernt Engelmanns Roman halte ich persönlich diesen Orden für untragbar. Aber jede*r, wie sie*er will …
Aber wie erklärt es sich, dass dieser Regisseur quasi mit Ehrungen politisch verfolgt wird, und dann die real existierende kapitalistische Politik so weitermacht wie vorher? Da hilft mir meine gute Jungdemokraten-Ausbildung. Dort lernte ich mit 16 Jahren ff., dass das bürgerlich-kapitalistische System ein zutiefst widersprüchliches Wesen ist, und die Intelligenz linker Politik darin liegen muss, diese Widersprüche zu erkennen und strategisch auszunutzen. Wenn es das ist, was Herr Harrich macht, dann wünsche ich weiter gutes Gelingen.
In diesem konkreten Fall hilft ihm die Bonnerin Hannah Schiller in einer der Hauptrollen. Ich kenne sie nicht persönlich, verdächtige aber einen Extradienst-Leser, der im Chor der Oper Bonn singt, dass er mit ihr bekannt sein könnte. Auch Frau Schiller wurde schon mit etlichen Preisen behängt, und ihre Filmografie macht mich im Anbetracht ihres jungen Alters schwindelig. Ist unter solchen Umständen eine glückliche Kindheit und Jugend vorstellbar? Ich hoffe es.
Jetzt erstmal das Filmchen gucken.
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