Die deutsche Ufo-Meldestelle Cenap erlebte kürzlich einen Ansturm von BürgerInnen, die Ufos am Morgenhimmel gesehen haben wollen. Von “Drohnen-Zwillingen, Himmels-Auto-scheinwerfern und Sternen, die es so nicht gibt” sei dabei die Rede gewesen. Doch die Erklärung ist einfach. Die Planeten Jupiter und Venus sind derzeit besonders hell am Him-mel über Deutschland zu sehen und stehen – von der Erde aus beobachtet – eng beieinander. Mit UFOs und dem Welt-UFO-Tag am 2. Juli haben die Erscheinungen offenbar nichts zu tun.

Der Welt-UFO-Tag ist einer jener vielen Gedenktage, die der Erinnerung an bestimmte politische, gesellschaftliche, religiöse oder militärische Ereignisse oder an hervorzuhebende Persönlichkeiten dienen. Weltweit gibt es eine unüberschaubare Anzahl solcher Tage. Regionale, nationale und internationale. Religiöse, politische und ethnische. Manche werden von kaum jemandem, andere nur von begrenzten Gruppen zur Kenntnis genommen. Manche werden von anerkannten Institutionen wie UN-Organisationen, Staaten oder kirchlichen Autoritäten geschaffen. Etliche beruhen auf Initiativen von Gruppen oder Vereinen oder auf (eigennützigen) Bestrebungen von Wirtschaftsverbänden und sogar Unternehmen. 

In der Regel sind Gedenktage jährlich wiederkehrend und an ein festes Datum geknüpft. Nur selten sind sie gesetzliche Feiertage. Sie dienen dazu, Aufmerksamkeit zu erhalten und für bestimmte Themen, Auffassungen und Ziele zu werben. Schlüsselereignisse und -erfahrungen sollen als erinnerungswürdig hervorgehoben werden. So gibt es eine Vielzahl von Anlässen, die von wissenschaftlichen Fachverbänden sowie von gemeinnützigen Organisationen zur Unterstützung und Publizität ihrer Arbeit eingerichtet wurden.

Angesichts dieser Vielfalt überrascht es nicht, dass es auch Gedenktage zu Vorfällen gibt, deren Existenz nicht bewiesen ist. Manche widmen sich obskuren, ungeklärten oder umstrittenen Anlässen. Zunächst denkt man dabei gewiss an religiöse Themen. Beispielhaft dafür ist aber auch der Welt-UFO-Tag am 2. Juli, ein Anlass zur Feier für alle  Anhänger von Unbekanntem und Unerklärlichem. Ein zweiter Welt-UFO-Tag findet am 24. Juni statt. 

Warum gibt es gleich zwei solcher Tage? Am 24.6.1947 sichtete ein US-Amerikaner in Washington neun ungewöhnliche Himmelserscheinungen. Sein Bericht über unidentifizierte Flugobjekte schien einigen so überzeugend, dass sie an diesem Tag an seine Beobachtung erinnern. Der 2. Juli bezieht sich auf ein Ereignis, das nur zwei Wochen später stattfand. An diesem Tag sollen in Roswell in New Mexiko Überreste eines abgestürzten UFOs gefunden worden sein. Das US-Militär erklärte dagegen, die gefundenen Trümmer stammten von einem Wetterballon mit Radarreflektor. 

Der 2. Juli als Gedenktag wurde 2001 von der World UFO Day Organization ins Leben gerufen. Eine offizielle Anerkennung oder Terminierung der beiden Gedenktage durch einen Staat oder eine internationale Organisation gibt es nicht. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde der 24. Juni gestrichen. Eingefleischte UFO-Fans feiern dennoch beide Tage. Die menschliche Neugier und der Wunsch, Unbekanntes zu verstehen, sind eben groß. Solche Mysterien haben die Menschheit seit Jahrtausenden bewegt, von Fabelwesen bis zu außerirdischem Leben. Nicht ohne Grund finden Science Fiction-Romane und Filme zu-meist besondere Aufmerksamkeit und beflügeln die Fantasie.

UFO ist die Abkürzung für „unidentified flying object“, gemeint sind Raumfahrzeuge extraterrestrischer Lebensformen. Ursprünglich waren auch Bezeichnungen wie fliegende Untertasse oder Scheibe populär, weil die beobachteten Erscheinungen ähnlich aussahen. Die US-Luftwaffe bezeichnet solche Objekte als UFO, die aufgrund ihrer Manöver, aerodynamischen Fähigkeiten und anderer unüblicher bzw. unerklärlicher Merkmale nicht als be-kanntes Objekt identifiziert werden können.

Einige unerklärliche Himmelsphänomene der vergangenen Jahrhunderte sind historisch dokumentiert, Ägyptische Annalen um 1450 v.Chr. berichten von Feuerkreisen, die mehrere Tage den Himmel beherrschten. In römischer Zeit tauchten zwischen 190 und 11 v:Chr. Immer wieder seltsame fliegende Objekte auf. In Japan wurden 1235 merkwürdige Beobachtungen gemeldet, die damit erklärt wurden, dass der Wind die Sterne hin und her bewegt habe. In späteren Jahzehnten wird über eindrucksvolle Erscheinungen u.a. in Nürnberg (1561), Basel (1566) und Greenwich (1882) berichtet.

An den Welt-UFO-Tagen treffen sich weltweit wissenschaftlich oder von der Thematik faszinierte Menschen, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren, Theorien zu entwickeln und über die Wahrscheinlichkeit außeridischen Lebens zu spekulieren. Das Bewusstsein für fremde Lebensformen und für die Existenz von UFOs soll gefördert werden. Es wird geworben für die Anerkennung der Tatsache, dass es intelligentes Leben im All gibt. Alle relevanten Stellen und Institutionen werden aufgefordert, vorhandene Dokumente öffentlich zugänglich zu machen. Die Begeisterung für das Thema UFO ist offensichtlich ungebrochen. Allerdings teilt nicht jederman diese Überzeugungen. Es gibt natürlich auch andere Reaktionen, z.B. Angst vor Bedrohung, Heilserwartungen, Gleichgültigkeit, Herablassung, Ungläubigkeit, widersprüchliche Gefühle.

Die weitaus meisten UFO-Sichtungen konnten durch natürliche oder menschengemachte Anlässe belegt werden. Wikipedia enthält sogar einen Katalog von Ereignissen oder Erscheinungen, die als Anlass für vorgebliche UFO-Erscheinungen infrage kommen (sogenannte UFO-Stimuli): Die Planeten Venus, Jupiter, Saturn und Mars; Himmelslaternen; Heißluftballons; Reflexionen von Himmelsstrahlen an Wolken; Positionsleuchten von Flugzeugen und Hubschraubern; Iridium-Flares (Lenkwaffen-Täuschkörper); Raketen oder deren in die Erdatmosphäre eintretende Endstufen; Versuchsflugzeuge und Drohnen neuartigen Designs; Leuchtgranaten und Leuchtbomben; Lenticulariswolken; Kugelblitze; Meteore; Polarlichter; Raumstationen; Erdbebenlichter:

Doch es gibt auch ernsthafte Belege und Analysen, die „unidentifizierbare Luftphänomene“ dokumentieren. Durchaus seriöse Untersuchungen, zum Teil von Regierungsinstitutionen, konnten keine plausible Erklärung liefern. Selbst das US-Verteidigungsministerium nahm sich dieses Problems an, z.B. um mögliche Bedrohungen zu ermitteln oder wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. 2021 veröffentlichte es einen Bericht, der viele Sichtungen als unidentifiziert einstufte.

Ende der 60er Jahre wurde die US-Luftwaffe beauftragt, die Phänomene zu untersuchen. Das Ergebnis war, dass diese Erscheinungen wissenschaftlich uninteressant seien und nicht weiter betrachtet werden sollten. Dies ist bis heute die offizielle Position der USA. Allerdings hat das Verteidigungsministerium von 2008 bis 2020 rund 22 Mio. $ aufgewendet, um „fortgeschrittene Bedrohungen im Luftraum“ zu untersuchen. Die Regierung bestätigte offiziell, dass es Objekte und Erscheinungen gäbe, die noch nicht identifiziert worden seien. Selbst das EU-Parlament hat 2024 eine Anhörung zum Thema UFOs durchgeführt.

Im Herbst 2023 schuf die NASA die Stelle eines Directors of UAP (Unidentified Anomalous Phenomena) Research ein. Im US-Congress gab es Anhörungen, und seit 2024 gilt ein Gesetz (Schumer-Amendment), in dem es unter anderem um den Umgang mit nicht-menschlicher Intelligenz und Technologie geht. Auch Donald Trump hatte sich eingeschaltet. Als es Ende 2024 Drohnensichtungen an der Ostküste der USA gab, forderte er Transparenz seitens der (damaligen) Regierung und änderte wegen der mysteriösen Flugobjekte seine Reisepläne.

Bemerkenswert ist, dass es die weitaus meisten UFO-Sichtungen in den USA gab (und gibt), vor allem in den 1940er Jahren, also in Zeiten des Wettrüstens und des Atombombenbaus. Auch die beiden Vorfälle, die die UFO-Tage begründen, stammen aus dieser Zeit. Immer wieder gab es dort sogenannte Sichtungswellen. Jährlich werden mehrere hundert Sichtungen gemeldet und zumeist Fachinstitutionen zur Begutachtung vorgelegt. Bis Mai 2021 hat es dortigen Quellen zufolge in den USA fast 90.000 Sichtungen und außerhalb weitere 9.000 gegeben.

Es ist nicht anzunehmen, dass Außerirdische – wenn es sie denn gibt – bevorzugt die USA aufsuchen. Die Vielfalt und Häufigkeit der Meldungen wird wohl eher daran liegen, dass die US-Bürger/innen für solche Mysterien besonders empfänglich sind. Nicht ohne Grund sind die USA das Kernland für Verschwörungstheorien – bis hin zu Hexenmythen und Gerüchten über Kindesentführung und -missbrauch.

Auch die zwiespältige Haltung des Militärs dürfte eine Rolle spielen. Einerseits werden dort Himmelserscheinungen als unbedeutend eingestuft, andererseits wird offiziell bestätigt, dass  es Ereignisse gäbe, die noch nicht identifiziert worden seien. Gesperrte Regionen, und geheime Erprobungsstationen schüren die Skepsis der Bevölkerung. Auch Politik und Wissenschaft tragen mit widersprüchlichen Aussagen zur Spekulation über UFOs und Außerirdische bei. Auch wenn vieles aufgeklärt, widerlegt und dementiert wird, so bleiben immer noch genügend Ungewissheiten, Geheimnisse und Rätsel übrig, um daran zu glauben.

Welche Aufmerksamkeit UFO-Sichtungen selbst in Deutschland zukommt, zeigt sich darin, dass es hier gleich mehrere UFO-Forschungsvereine und sogar eine UFO-Meldestelle mit konkreten Vorgaben für die zu meldenden Daten gibt. Die CENAP (Centrales Erfor-schungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene) ist eine kleine private Organisation mit Sitz in Mannheim. Sie prüft anhand der eingehenden Meldungen, ob zum angegebe-nen Zeitpunkt Luftverkehr war, Satelliten oder Raketenteile vorhanden waren oder helle Planeten oder Fixsterne für UFOs gehalten wurden. Die Gruppe zählt zu den Ufo-Skepti-kern.

Weitere deutsche Institutionen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Ufologie befassen, jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen, sind laut Wikipedia die Deutschsprachige Gesellschaft für UFO-Forschung, die Gesellschaft zur Erfoschung des UFO-Phänomens, das Mutual UFO Network, die Interdisziplinäre Gesellschaft zur Analyse anomaler Phänomene, die Exopolitik Deutschland und die Forschungsgemeinschaft AllSkyObserve.

Über Heiner Jüttner:

Avatar-FotoDer Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.