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Digitaler Wochenrückblick 36. KW 2025

Er hat es wieder getan! Die Bockwurst gibt Vollgas. Es gibt die Möglichkeit mittels feingeistiger Getränke oder bewusstseinserweiternder Hilfsmittel einen Zustand vollkommener Glückseligkeit anzustreben. Sobald die Wirkung nachlässt, kehrt der gesunde Menschenverstand zurück. Der Stuss, den ich – ganz ohne KI – halluziniert habe, erweist sich schnell als Blödsinn.

Es gibt aber Menschen, die verzichten komplett auf Alkohol und Drogen, nur leider ist deren Zustand mit und ohne diesen anregenden Zusatz gleichbleibend, was auf einen IQ nahe Zimmertemperatur schließen lässt.

Und das ist es, was höchst bewundernswert ist: ganz ohne billigen Fusel oder Crack, nur seinem Intellekt geschuldet, möchte er zum Schutz von deutschen Digitalwerten einen „Cyber-Dome“ errichten, hoch wie das „Ulmer Münster“, tief wie „Hitlers Katakomben“ am Obersalzberg. Das quillt aus ihm heraus, wie bei einer Bockwurst die zu heiß gebadet wurde.

Ich stelle mir gerade seine Berater vor, die zwischen Pizzakartons und einer Dose Hansa-Pils Spaß haben: „Lass ihn Cyber-Dome sagen!“ – „Der weiß doch gar nicht was das ist!“ – „Ich doch auch nicht, der soll es nur sagen!“ – und schon steigt eine wunderbare Blase aus dem Sommerloch auf.

Ganz American Style braucht es mehr Befugnisse für Sicherheitsbehörden und ein Konzept für ein Abwehrsystem, den „Cyber-Dome“ – wir zwingen die Kriminellen an der Grenze mit Waffengewalt nieder, Bomben und Raketen hört er schon fliegen, wie beim „Iron-Dome“ Israels, nur mit dem Sound von V2-Raketen.

Irgendwann merkt der vielleicht, wie teuer das werden könnte. Bleiben immer noch scharfe Grenzkontrollen, damit die bösen Bits und Bytes aus Russland oder China nicht reinkommen. Damit kennt er sich aus, so eine Art Endlösung für unwertes Digitalgut.

Die Migranten, die wir jetzt hier haben, kamen nicht nur über die Ostgrenzen, die sind genauso aus dem Westen über uns hergefallen.

Gäbe es einen „Cyber-Dome“, dann müsste der mit seiner geballten Kampfeslust auch die westlichen Grenzen schützen. Nur wie? Geradezu unmöglich, denn das schleicht sich durch offene Türen hinten rein.

Um das mal zu zeigen, es gibt das „Common Vulnerability Scoring System“, abgekürzt CVSS, zur Beschreibung von Sicherheitslücken. So ähnlich wie bei Erdbeben, nur ist die Richterskala nach oben hin nicht offen, sondern bei 10 ist Schluss. Was bleibt nach einem Super-Gau noch übrig? Nichts. Davor wird es allerdings schon ziemlich heiß, verdammt heiß.

Auch wenn es einem Tanz auf dem Vulkan gleicht, ruhig bleiben, wegsehen, wird schon nicht so schlimm. Klar, Microsoft erklärt die schwefelige Duftnote aus der Hölle als Sicherheitsübung für gelangweilte ITler. Wie zum Beispiel die Sicherheitslücke in „Sharepoint“, von der besonders deutsche Unternehmen und Behörden betroffen waren und auch noch sind. Lesen wir sogar bei der Tagesschau.

Wie groß war dann das Loch? Die Einstufung der Sharepoint-Sicherheitslücke auf der CVSS-Skala von 0 bis 10 wurde als „9.8“ eingestuft. Was so viel heißt, ich komm vorbei und seh bei dir mal rein. Untätig war bei diesem Riesenloch Microsoft nicht, sie haben ein Pflaster (fachsprachlich auch „Patch“ genannt) nachgereicht, um die undichte Stelle zu stopfen. Und danach war das unförmige Schlauchboot dicht? Nein! Den Flicken, den Microsoft angeboten hat, war kosmetischer Natur, um zu zeigen, so schlimm ist das doch gar nicht, die „9.8“! Der Flicken war von solch bescheidener Qualität, das nur einziges  Zeichen hinzugefügt werden musste und die „9.8“ war nach der Reparatur wieder gegeben.

Amüsantes Detail am Rande: Microsoft wusste schon im Mai um das kleine Problem. Wer jetzt nicht weiß, was „Sharepoint“ ist, macht nix, es arbeiten fast alle in Firmen und Behörden damit.

Was aber jeder kennt, sind diese Verknüpfungen, sie finden sich auf jedem Desktop, zum Beispiel der „Papierkorb“, der steht nicht auf dem Schreibtisch, sondern das ist nur ein Hinweisschild zum digitalen Abgrund.

Es wäre nicht Microsoft, wenn mit so einem Hinweisschild nicht noch was anzufangen wäre, also für die, die wissen, was zusätzlich möglich ist. Dazu heißt es von den Entdeckern der Zero-Day-Lücke der LNK-Verknüpfungsdateien „Die Schwachstelle ermöglicht Angreifern aus dem Netz, beliebigen Code auf betroffenen Installationen von Microsoft Windows auszuführen.“ Dicker geht es kaum, bleibt die o.g. Erdbebenwarnung mit einem CCVS-Score von „7“, Risiko „hoch“. („9.8“ ist eine Meisterleistung, das schafft auch Microsoft nicht immer). Äh, ja, Microsoft sieht den Schweregrad der Sicherheitslücke nicht so dramatisch, eine Behandlung dieser Lücke ist nicht vorgesehen. Nun, das ist so ein Computer, der auf deinem Schreibtisch steht, der betroffen sein könnte, oder auch nicht – aber es zeigt sich ein Hoffnungsschimmer am Himmel!

Denn jetzt, jetzt endlich greift die Politik kompetent und mutig ein, errichtet für dich einen „Cyber-Dome“ hoch wie das „Ulmer Münster“, tief wie „Hitlers Katakomben“ am Obersalzberg, mit Bomben und Raketen wie beim „Iron-Dome“ Israels, nur mit dem Sound von V2-Raketen.

Geht aber auch billiger: wir geben keine Bockwurst mehr in die Politik, schaffen Windows ab und machen selbst was.

… hmm, man wird ja auch mal träumen dürfen!

Krönchenaufgabe für die geneigte Leserin oder Leser:
Wer ist die Bockwurst?

Über Christian Wolf:

Avatar-FotoChristian Wolf (M.A.) ist Autor, Filmschaffender, Medienberater, ext. Datenschutzbeauftragter. Geisteswissenschaftliches Studium (Publizistik, Kulturanthropologie, Geographie), freie Tätigkeiten Fernsehen (RTL, WDR etc.) mit Abstechern in Krisengebiete, Bundestag Bonn und Berlin, Dozent DW Berlin (FS), Industriefilme (Würth, Aral u.v.m), wissenschaftliche und künstlerische Filmprojekte, Projekte zur Netzwerksicherheit, Cloudlösungen. Keine Internetpräsenz, ein Bug? Nein, Feature. (Digtalpurist)

2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Franz-Peter Sedlhuber

    Dobrint!
    Alexander Dobrind ist die Bockwurst!
    Richtig?

    • Avatar-Foto
      Christian Wolf

      Ja, absolut korrekt! Aber wie sind Sie schnell darauf gekommen?

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