Regelmässig hätte ich Annika Schneider im Edeka treffen können, weil sie mal hier um die Ecke gewohnt hat. Gelegentlich hörte ich sie im Medienmagazin des DLF @mediasres, dessen Stammhörer ich bin. Ob die dort ihre Hörer*innen alle persönlich kennen? Möglich. Die medienpolitische, und erst recht die medienjournalistische Szene ist so übersichtlich, dass sich eines Tages alle untereinander kennen. Wie in einem übersichtlichen Dorf. Auch die Rollen für Deppen, Rechtsradikale und Nichtsversteher*innen sind irgendwann verteilt und zugeordnet. Aber wer war Bert Donnepp? Und erst recht “sein” Preis?

Das ist dann diese Woche auch mal ein wenig bekannt geworden. Ich hatte immerhin in der Schule in Sozialkunde eine 1 auf dem Abiturzeugnis. Und also von einem Bert Donnepp schon mal gehört. Bzw. seiner Frau. Aber Marler Sozis musste mann in Gladbeck nicht kennen. Mir reichte der Sohn des semikriminellen Oberbürgermeisters in der Reihe hinter mir. Er blieb dann auch direkt hängen.

Annika Schneider hatte also den “Bert-Donnepp-Preis” bekommen, und will ihn nicht mehr. Das hat ihr heutiger Arbeitgeber uebermedien.de immerhin nicht digital eingemauert, sondern nur die berichtende Recherche ihrer Kollegin Lisa Kräher (in einer Woche frei zugänglich). Schneider schreibt:

Preis für Medienpublizistik: Warum ich meinen Donnepp Media Award zurückgebe – Im Januar wurde Übermedien-Redakteurin Annika Schneider vom Verein ‘Freunde des Adolf-Grimme-Preises’ mit dem Donnepp Media Award ausgezeichnet. Nun gibt sie den Preis zurück. Hier erklärt sie, warum.”

Früher war das hier zutage getretene Niveau eins, das mann aus der Kommunalpolitik kennt, wo, die wenigsten Bürger*innen wissen das, durchweg Amateur*inn*e*n agieren. Seit etlichen Jahren ist dieses Niveau nach “oben” durchgesickert, und längst auch in Berlin-Mitte angekommen. Warum also nicht in Marl? Traurig aber wahr.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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