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ZDF-Fernsehrat zur Pressefreiheit

Dunja Hayali und Elmar Theveßen sind beim despotischen Autokraten Trump in Ungnade gefallen, weil sie als gute Journalist:inn:en das getan haben, was ihr Beruf ist. Zu berichten und die Dinge beim Namen zu nennen. Weil sie den Anschlag verurteilte, aber auch auf seine oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen verwies. Theveßen wiederum hatte dem stv. Stabchef Trumps zurecht Nähe zur Ideologie des Dritten Reiches attestiert. Beide Einordnungen haben die genannten Wiederholungstäter auf der sogenannten Kirk-Trauerfeier bestätigt.

Doch obwohl sich der ZDF-Fernsehrat in einer Sondersitzung einstimmig vor Hayali und Theveßen gestellt hat und jede Gefährdung der Pressefreiheit verurteilte, hat das ZDF in den letzten Tagen unmerklich den Ton verändert. Die peinlich-bigotte und verlogene Versammlung zur Beerdigung des Rassisten und rechten Hetzers Charlie Kirk wandelte sich in der Berichterstattung Schritt für Schritt in Richtung einer Verharmlosung dieser Skandalveranstaltung.

War Kirk noch kurz nach den Attentat ein “rechtsextremer Aktivist”, wurde er im Laufe der vergangenen Woche im ZDF erst zum “ultrakonservativen Aktivist” und im Bericht über die peinliche Maga-Show zur Kirk-Heiligsprechung  zum  bloßen “Aktivisten”.

Inszenierung der Geschmacklosigkeit

Dabei war es ein geschmackloses Schauspiel des parteipolitischen Mißbrauchs eines Mordopfers und seiner mediengerecht öffentlich trauernden Witwe, gekrönt von einer trumpschen Haßpredigt mit Feinderklärung an alle seine politischen Gegner. Seine mit wilden Drohungen gegen “linke” Medien und Verschwörungen wurde umrahmt von Drohungen und Verdrehungen von Trumps Vasallen J.D. Vance und seinem stv. Stabschef Stephen Miller.  Mit diesen Auftritten hätte das Maga-Schmierentheater eigentlich den Jahrhundertpreis der größten und unverschämtesten Gotteslästerung seit Monty Pythons “Leben des Brian” verdient.  Mit dem Unterschied, dass  niemand  darüber lachen kann.

Trump im Wutrausch

Das Maga-Sektentreffen erlebte einen Präsidenten, der wutschäumend seinen primitivsten Instinkten freien Lauf ließ, um daraus die Berechtigung für weitere Schritte zur Gleichschaltung von Medien und Fortsetzung seiner billigen Erpressermasche gegenüber der demokratischen Presse abzuleiten. Der Volksverhetzung betrieb, indem er Demokraten und ein angebliches Linkskartell für den sinnlosen Mord an Kirk verantwortlich machte und als “Feinde” bedrohte, die er hasst. Er hat ein weiteres Mal gezeigt, dass er charakterlich ungeeignet ist, ein Regierungsamt zu bekleiden. Aber weder diesseits noch jenseits des Atlantik haben Medien und Politiker:innen erkannt, dass diesem Despoten nicht mit Appeasement und Beschwichtigung beizukommen ist.

Ratlose Wortfindung

Das ZDF habe, so berichtet der “Kölner Stadtanzeiger”, Dunja Hayali und Elmar Theveßen mit seinem “Sicherheitsmanagement” unterstützt und will mit Strafanzeigen gegen die Haßbotschaften und Bedrohung der beiden Journalist:inn:en im Netz vorgehen. Eine klare Sprache in der Berichterstattung, die benennt, dass für Trump und Co. Meinungsfreiheit nur gilt, wenn es um ihre Meinung geht, war jedoch in den letzten Tagen in den ZDF-Nachrichten schwer zu erkennen. So, wie die EU auf Trumps Zollpolitik in vorauseilendem Gehorsam eingegangen ist und 15% Zölle – 50% auf Aluminium und Stahl – um des lieben Friedens willen akzeptierte, ringt das ZDF intern offensichtlich um eine Sprache, die Zensur als Zensur bezeichnet und Diskriminierung, Rassismus und Frauenfeindlichkeit als das zu benennen, was sie sind.

Über Roland Appel:

Avatar-FotoRoland Appel ist Publizist und Unternehmensberater, Datenschutzbeauftragter für mittelständische Unternehmen und tätig in Forschungsprojekten. Er war stv. Bundesvorsitzender der Jungdemokraten und Bundesvorsitzender des Liberalen Hochschulverbandes, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP bis 1982. Ab 1983 innen- und rechtspolitscher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag. Von 1990-2000 Landtagsabgeordneter der Grünen NRW, ab 1995 deren Fraktionsvorsitzender. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Radikaldemokratischen Stiftung, dem Netzwerk ehemaliger Jungdemokrat*innen/Junge Linke. Er arbeitet und lebt im Rheinland. Mehr über den Autor.... Sie können dem Autor auch im #Fediverse folgen unter: @rolandappel@extradienst.net

7 Kommentare

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    Martin Böttger

    “Er hat ein weiteres Mal gezeigt, dass er charakterlich ungeeignet ist, ein Regierungsamt zu bekleiden.”
    Die TV-Bilder seiner Gesichtszüge bei seiner UNO-Rede, sowie sein bidenhaftes festhalten an beiden Seiten der UNO-Rolltreppe weisen für mich darauf hin, dass es nicht mehr lange dauern kann. Und Melania, die mit mutmasslich hochhackigen Highheels demonstrativ sicheren Schritts vor ihm hochging, machte unter ihrem Hut ein Gesicht, als wenn sie es kaum erwarten kann. Dann bekommen wir, also die USA und die ganze Welt, “endlich” Peter Thiels J.D. Vance. Besser wird dann nichts – eher noch gefährlicher – dann geht es ziemlich geradeaus.

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    W. Nissing

    oh mon dieu, Habt ihr die letzten Jahrzehnte in einem gedanklichen Traumschloß verbracht?
    Die einzigste Veränderung die ich erkennen kann ist, das sich das außenpolitische Verhalten jetzt auch in der Innenpolitik angewandt wird. Wenn man das in Betracht zieht, stehen uns wirklich ungemütliche Zeiten bevor, Aber für die “Welt” ist das nix neues, die leiden seit Jahrzehnten darunter

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    Christian Wolf

    Was aus Nordamerika kommt, können wir nicht verhindern, die sind scharf rechts abgebogen und bleiben auf dieser Spur.

    Aber warum müssen wir diesen Moloch weiter füttern, X ist mittlerweile ein offizielles Verlautbarungsorgan und auf YouTube richten ARD/ZDF eigene Kanäle ein u.v.m. Die Selbstverständlichkeit mit der es gefördert wird, gibt den Rechtsakrobaten international noch mehr Macht, nicht nur digital.

    Kulturell sind wir in Europa den Nordamerikanern weit voraus, technisch müssen wir uns auch nicht verstecken und würden wir eigene Projekte digital aktiv vorantreiben, müssten wir uns nicht erpressen lassen.

    Was fehlt ist einmal die Kompetenz seitens der politischen Führung und Geld. Geld, was in Amerika an bevorzugten Stellen scheinbar unbegrenzt zur Verfügung steht. Geld, welches hier fehlt – nur woher haben die so viel davon?

    Na? Das schieben wir wollüstig rüber, für die digitalen Wohltaten.

    Aber von einem Facebookaccount habe ich noch keine Wurst auf dem Teller und ein Auto kann ich auch damit nicht bauen. Ich meine, viel dieser Wohltaten sind nicht nur überflüssig, sondern stehlen sehr viel Zeit und steuern ein Meinungsbild, das unsere kulturellen Wurzeln braun versudelt.

    Bleibt der Wunsch, wieder auf Augenhöhe zu kommen, wir müssen nur aufstehen, es ist alles da!

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      Martin Böttger

      Das “viele Geld” haben sie vom Dollar als weltweite Leitwährung. Das erlaubt den USA die unbestrittene Schuldenweltmeisterschaft. Das “scheue Reh” Grosskapital glaubt, dass das der Boss ist. Wenn sich das eines Tages ändert, dann wäre es gut, wenn mann und frau (und alle dazwischen) weit weg ist …

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    Annette Hauschild

    von X als offiziellem Verlautbarungsorgan kriegt man nur was mit, wenn man sich in dieser kleinen speziellen Blase bewegt. ich bin da in einer anderen Blase unterwegs, die interessiert Trumps Ausbrüche so was von herzlich wenig, aber die Ermordung des Palästinenservolkes im Gazastreifen ivel mehr. Jedem seine Blase. ihr guckt immer nur nach USA, so wie früher bei Clinton,und Barak Obama. Was wurde der in Deutschland in den Himmel gelobt, kriegte direkt zu Beginn seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis umgehängt, obwohl er noch gar nichts gemacht hatte.. Ein bisschen mehr Selbstbewußtsein, da hat Jürgen Trittin Recht, wäre gut.

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    Christian Wolf

    Also, ich bin nicht auf X unterwegs und dennoch bekomme ich – wie alle – sehr wohl und sehr zügig – alles mit! Denn bevor unsere Würdenträger etwas auf ihren Kanälen veröffentlichen, haben sie es auf X abgesetzt und alle die es berichten wollen, beziehen sich auf die Nachricht auf X, weltweit und auch hier!

    Mehr Werbung können wir dafür kaum machen, auch wenn wir X nicht verhindern können, müssen wir es nicht benutzen.

    Und wenn wir es nicht benutzen, dann werden es genug X-ianer dort posten, dann wäre die Reichweite auch wurscht…

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