Wundersame Bahn CCXXIII
Stichgewählt habe ich selbstverständlich schon vor über einer Woche. In meiner Lage kann mann ja nie wissen, wieviele Tage ich noch habe. Da ist es besser, der Stimmzettel ist vor mir in der Urne. Heute Mittag am Adenauerplatz gab es mal wieder eine Bahnszene, die meine Entscheidung illustriert und begründet.
Als wählender Fussgänger hätte ich erwartet, dass die nach der letzten Kommunalwahl gewählte neue politische Mehrheit eine Entscheidung rückgängig gemacht hätte, die noch unter Führung des heutigen CDU-OB-Kandidaten gefällt wurde. Der Fussgängerüberweg am Adenauerplatz auf Höhe der von-Sandt-Strasse und direkter Zugang zum Bistro “El Horizonte” sowie zu Bücher Bartz wurde – angeblich als “Versuch”, die Baustellenbaken stehen dort heute noch – stillgelegt. Das ist nun 6-7 Jahre her. Offenbar war es zuviel verlangt, dass er unter grüner politischer Führung wiederhergestellt wird. Die Baken stehen immer noch.
Die vorgebliche Begründung, die ebenso für den (noch geplanten) Abriss mehrerer Häuser in der St. Augustiner Strasse herhalten muss, ist “Beschleunigung” für die Bahn, und zwar besonders die Linie 66, die doch all die eiligen Reisenden zum ICE-Bahnhof bringen soll. Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: die meisten Reisenden fahren gar nicht ICE! Die fahren Regional-Express. Entsprechend voll ist der auch immer. Aber woher sollen Politiker*innen das wissen?
Heute Mittag nun folgende Szene am Adenauerplatz. Ich wartete auf meinen Bus, angezeigt und eingehaltene Wartezeit: 5 Minuten. Eine Linie 62 kam von der Brücke. Wartete am Fussgängerüberweg. Danach 20 Meter weiter die nächste Ampel. Die 62 wartete erneut, denn bevor sie rechts abbiegen konnte, erhielten die Autos (und Busse) Vorrang durch die Ampelschaltung. Hinter der 62 wartete die 66 an ebendieser Fussgängerüberweg-Ampel. Das Warten unmittelbar hinter der 62 hätte den Überweg blockiert (Bahn zu lang).
Dann durfte die 62 endlich nach rechts. Die 66 musste jedoch erneut Fussgänger abwarten. Derweil überholte sie mein ankommender Bus. Umsteigeanschlüsse? Was ist das? Im Verkehrsverbund? Die Bahnfahrgäste hatten das Nachsehen, im Sinne des Wortes. Am Ausgang der Haltestelle für beide, Bus und Bahn, Rot an der Fussgängerampel.
Im Klartext: eine ÖPNV-orientierte Ampelschaltung, eine vom Fahrzeug aus zu betätigende Ampel z.B. (gibt es technisch seit den 80ern!, statt von KI von echten Menschen betätigt, durch analogen Tastendruck, kann sich das heute noch jemand vorstellen?), würde mehr beschleunigen, als der Häuser-Abriss und eine mehrjährig quälende verkehrsbehindernde Baustelle, zu weit geringeren Kosten.
Die Oberbürgermeisterin hatte fünf Jahre Zeit, sich darum zu kümmern, und hat es nicht geschafft. Ich hätte nicht tauschen wollen, sie hatte mehr zu tun, als gesund ist. Ihr Gegenkandidat ist dagegen Garantie für das Gegenteil: die Häuserabriss würde beginnen. Denn “Immobilienexperte” machte der beruflich. Mit den Versuchen zum Klimaschutz wäre es in der Stadt so vorbei, wie mit dieser Bundesregierung. Ist es das, was die Bonner SPD will? Die muss froh sein, wenn es noch Leute gibt, die diese Frage überhaupt stellen.
Dann lieber noch diese eine Chance für die Amtsinhaberin und ihre Leute in Stadtrat und Bezirksvertretung. Es könnte die Letzte sein.
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