Belgien ist angefüllt mit Traumata. Seine Kolonialverbrechen stehen jener heutiger Grossmächte in nichts nach. Und dann war da noch der Fall Dutroux, von dem mutmasslich eine satte Mehrheit der Belgier*innen selbst nicht glaubt, dass er ausreichend aufgeklärt wurde. Entsprechend hart geht das belgische Filmschaffen mit seinem eigenen Land um, ein Härte, die im postnazistischen Deutschland angemessen wäre, aber nur allzu selten anzutreffen ist. Ein gutes belgisches Beispiel: “1985”, verfügbar bis 29.10..
“Alle Folgen der belgischen Thriller-Miniserie ‘1985’ im Stream: Die Spur der Brabant-Killer – ein fesselndes Drama über Freundschaft, Verrat und tödliche Intrigen in Polizei, Politik und Gesellschaft im Belgien der 80-er Jahre.”
Hier eine kurze Rezension des immer sachkundigen Harald Keller für epd-medien. Das belgische “TV-Wunder”, das Keller hier zurecht besingt, habe ich schon vor sechs Jahren besungen. Ein zusätzliches Wunder ist also, wie lange es andauert. Kompliment!
Und: warum nur ist deutsches TV-Schaffen, und zwar besonders die “Krimi”-Flut, so lernresistent und schlappschwänzig, so polizeifromm und fiktiv?
Ja, der 1. Teil war schon mal vielversprechend, Belgien-TV sehe ich auch sehr gerne.
Oft ebenfalls auf hohem Niveau: Norwegen, gerade läuft auf Arte “Pörni”, Dramedy über den Alltag einer alleinerziehenden Mittvierzigerin. Mit einem warmherzigen und augenzwinkernden Humor mitten aus dem Leben, den sonst eigentlich nur die Briten können.