Was mag das Motiv sein, diese Kicker-Meldung durchzustechen, die schnell von der Startseite verschwand? Ich unterstelle eine Infantino-Seilschaft in der Uefa. Die Europäer sind im Weltverband Fifa weitgehend politisch isoliert, darin ein getreues Abbild der Trump-treuen und -abhängigen EU. Infantino verfügt über so unbegrenztes Kapital von trump- und saudi-nahen Medienkonzernen, dass er so viel Manna an die “armen” aussereuropäischen, aber nicht minder korrupten Fussballverbände verteilen kann, dass es ihm auf lange Zeit Fifa-interne Mehrheiten sichert. Und die Europäer waren und sind dumm genug, dagegen keine adäquate Bündnispolitik zu entwickeln. Eben wie die EU.
Denn die Europäer/Uefa sind satt, faul und gefrässig. Sie können vor Medieneinnahmen, in erster Linie durch ihre Champions League, kaum laufen. Der neue Modus mit ligaähnlichem Punktsystem – aber noch (!) ohne Jeder-gegen-Jeden-Spielpläne – hat sich als Spannungsstifter bewährt. Die Spieltermine und Medieneinnahmen wurden vermehrt. Der neidvollen Fifa Infantinos ist das ein Dorn im Auge. Also erfand er die aufgeblasene “Club WM”, die erstmals im Sommer in den USA absolviert wurde. Und weil auch dort üppige leistungslose Startgelder verteilt wurden, fand sich kein einziger europäischer Verein, der darauf dankend verzichtet hätte.
Dann gibt es noch die internationalen Dickschiffe Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin. Denen geht die Fortentwicklung der Champions League nicht schnell genug. Sie langweilen sich in ihren nationalen Ligen mit Gegnern, die weder sportlich noch finanziell attraktiv sind, aber immer für eine spektakuläre geschäftsschädigende Blamage gut. Sie wollen nur noch gegen “grosse” Gegner antreten (gerne auch im entfernten Ausland), weil das die Medieneinnahmen optimieren würde. Daheim ist in dieser Hinsicht alles ausgereizt.
Zum Mitmachen brauchen sie aber die aus den USA und Arabien gepamperten Geldsäcke aus der englischen Premier League. Die wettsüchtigen Brit*inn*en sind zwar mit Abstand die beklopptesten Fussballfans. Aber nicht die vermögendsten. Sie verprassen schon alles, was sie noch haben. Und ihr Land vergammelt unter wechselnden Regierungen. Das ist zu wenig Wachstumspotenzial.
Und also gibt es “Gespräche”, wie sie die o.g. Kicker-Meldung verrät. Alle möglichen Kapitalgeilen treffen sich, in der Regel nicht zufällig. Warum denn nicht jede Woche Champions League? Fr.-So. nationale Ligen. Dienstag und Mittwoch Champions-League in zwei 18er Gruppen. Und danach geile KO-Play-Offs. Für Infantino nur deswegen eine Horror-Vorstellung, weil es so viele Termine besetzt. Sie kämpfen bis aufs Messer um die Zeit und Aufmerksamkeit von Medien und Fans. Wer hat das geilere Angebot? Fifa gegen Uefa treten gegeneinander an. Und es geht um nicht weniger als Leben und Tod.
WM mit 64 teilnehmenden Ländern – mal im Sommer, mal im Winter (2034 in der saudischen Wüste) – gegen eine Champions-League mit 2×18 Ligisten und 68 Spieltagen jährlich. Die Milliardärsvereine können ja ihre Spieleraufgebote vergrössern. Geld spielt keine Rolle.
Es geht um die weltweite Medienherrschaft. Wer bestimmt die herrschenden Ideologien? Wer wird kultureller Dominator (Gendern nicht erforderlich)? Wer presst die Massen am erfolgreichsten aus? Und lenkt sie von ihrer eigenen Prekarität und Überflüssigkeit ab? Hier mal ein Trikot, da mal ein Ball – aber vor allem: ein fetter Flatscreen.
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