Antimilitaristischer Humor als Gemütsrettung – leider nicht ausreichend
Mein alter Jungdemokraten-Kollege Pascal Beucker/taz gehört in seiner Redaktion mittlerweile zu den alten Säcken. So erklärt es sich, dass er in seinem Innern angesichts der dilettierenden Regierungskoalition noch Überreste an antimilitaristischem Humor mobilisieren kann. Denn tatsächlich nutzt die Unions-Rechte jetzt zielsicher das Fenster der Gelegenheit für eine Zusammenarbeit mit der faschistischen AfD.
Wo lässt sich das besser platzieren als in der FAZ? Hinter ihrer Bezahlwand sollen die Herrschenden ihre Strategien diskutieren. Und der ideologische Rädelsführer der Unions-Rechten Rödder hat dort heute diese steile These gesetzt: “Die liberale Demokratie lässt sich nicht an der Dichte von Queer-Clubs messen”. Wow! Endlich traut sich mal einer! Ich bin mir nicht sicher, ob er seine Zeit “an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Essen” mit der bestandenen “C-Kirchenmusikerprüfung” (zit. Wikipedia) unbeschadet überstanden hat. Ich war selbst 5 Jahre Messdiener, war kein Gewaltopfer. Habe aber mit Sicherheit unbewusst welche gekannt.
Mehr darüber wusste damals schon Erich Fromm, den Stefan Reinecke/taz in dieser Buchbesprechung völlig zu unrecht als “einen eher vergessenen Denker der Kritischen Theorie” bezeichnet. Das mag für mindergebildete was-mit-Medien-Fuzzies gelten. Für mich sicher nicht. Dieses populäre Buch haben wir 1970 in der Schule gelesen. Es enthielt ein ausführliches kritisches politisches Vorwort von Erich Fromm. Da war ich 13. Schweife ich ab?
Nicht wirklich. Die AfD wird vor der nächsten Bundestagswahl mit Hilfe von CDU und CSU Regierungsämter erklimmen. Und diesem Werk neue Verkaufserfolge bescheren. Die kommen dann allerdings zu spät.
Ob das dann Faschismus ist oder nicht, wird wirkungsloses Bauchnabelstreicheln unbeschäftigter Intellektueller. Deren eigentlicher Job wäre das Entwickeln, Diskutieren und Organisieren linker Alternativen. Die real existierenden Parteien sind erkennbar zu doof dazu. Sie stolpern aus – vorwiegend intellektueller – Schwäche permanent über ihre eigenen Beine und erweisen sich als mobilisierungsunfähig. Diese viele Arbeit ist für die längst zu anstrengend. Keine*r hat mehr Lust zum Träumen oder gar Kämpfen. Wenn das so bleibt, sind die Rechten am Ziel.
Aber sie werden nicht aufhören. Vergesst das “Entzaubern”! Das ist dann der sichere Weg in Faschismus.
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