In der Ukraine soll das sogar Gesetz geworden sein. Rechtsstaat ist was Anderes. Aber es kennzeichnet die politische Zurichtung von Gesellschaften im Krieg. Letzten Sonntag war das Thema in der schweizerischen Produktion “Sternstunde Philosophie”, bei 3sat mit dreiwöchiger Verspätung ausgestrahlt, aber ohne Qualitätsverlust: “Grenzenlose Gewalt? Was Gaza für Israel, Palästina und die Welt bedeutet – Zwei Jahre nach der Terrorattacke des 7. Oktober eskaliert die Gewalt weiter. Millionen vertriebene Menschen, Hungersnot, unbefreite Geiseln, unversöhnlicher Zerstörungswille. Wie lässt sich ein schützender Ausweg denken: für Israel, die Palästinenser, das humanitäre Völkerrecht? Im Gespräch mit der Nahostexpertin Muriel Asseburg und dem Politologen José Brunner sucht Wolfram Eilenberger Auswege aus dem Bannkreis nicht enden wollender Gewalt.” 1 Jahr verfügbar.
Dieses Schweizer Gesprächsformat ist sowohl dem vom WDR produzierten ARD-Presseclub als auch den “Phönix-Runden” – vom Talkshowtrash ganz zu schweigen – um Längen überlegen. Moderator Wolfram Eilenberger ist zwar für seine bisweilen ahnungslose eitle Geschwätzigkeit durchaus bekannt, aber seinen Gästen Frau Asseburg und Herrn Brunner gelingt es geradezu hochklassig, die im Zaum zu halten. Sie werden sogar positiv von ihm zu extremer streng-informativer Sachlichkeit herausgefordert. Darin sind sie offenbar exzellent ausgebildet. Und geben uns Zuschauer*inne*n etwas davon ab. Danke.
So ist das selbst für sich gutinformiert haltende Zuschauer*innen ein Gewinn, sowohl für Analysefähigkeit als auch für Strategieentwicklung.
Ich verfolge seit langem die Analysen von Muriel Asseburg. Es gehört zum Kenntnisreichsten und Besten, was zum Thema in deutschsprachigen Medien zu lesen und zu hören ist. Und ich muss immer daran denken, dass diese ausgewiesene und hoch angesehene Wissenschaftlerin in dem hausinternen ARD- Glossar zum Nahostkonflikt vom 18.10.2023, einer 48-seitigen Sprachregelungsempfehlung, mit einem Warnhinweis versehen wurde: “Achtung, steht in der Kritik einseitig zu argumentieren.” (Quelle, Nachdenkseiten vom 27.10.2023. ) Und merkwürdig, lange Zeit war sie bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht zu hören.