Asozial ist der Investor, der die Wohnung über mir von den Erben der netten ins Pflegeheim umgezogenen Witwe erworben und vollkommen hat entkernen lassen – ich hoffe, wenigstens zum gesetzlichen Mindestlohn – und von dort unmittelbar über meiner Zimmerdecke seit zwei Monaten werktäglich zu den gesetzlich erlaubten Lärmzeiten 80-100 dB ausstossen lässt. Bei 0 (in Worten: NULL) Kommunikation, wann es anfängt, und wann es aufhört. Das “freut” mein Herz-Kreislauf-System – gar nicht erst an irgendwas gewöhnen. Asozial ist auch unser Bundeskanzler, der ehemalige Blackrock-Funktionär. Seit Christian Lindners Hochzeit wissen das eigentlich alle. Kleine Zwerge mit mannigfachen Minderwertigkeitskomplexen sind das, diese Millionäre.
Das weiss die gute alte Ute Scheub. Vor wenigen Wochen ist sie 70 geworden. Von ihrem extrovertierten Nazi-Vater traumatisiert, gründete sie Ende der 70er die taz mit. Und sie dokumentiert in ihrem gegenwärtigen hohen Alter: Schreiben kann sie. Nehmen Sie das:
Ute Scheub/Blätter: “Globales Elend und die Diktatur der Superreichen – Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen. Noch nie in der Geschichte hat eine kleine Gruppe von Menschen so viel Macht akkumuliert wie die Hyperreichen von heute. Man kann durchaus behaupten: Die Welt nähert sich einer globalen Diktatur der Superreichen.”
Am besten gefällt mir das Bild von den o.g. Millionären als “Topfpflanze” – ein schönes Bild, das ihnen gerecht wird. Es findet sich in dieser Passage des programmatischen Textes, in der es um die spezifisch deutsche Superreichen-Kultur geht:
“Zugegeben: Im Vergleich zu einem Multimilliardär wie Klaus-Michael Kühne hat Millionär Merz einen schmalen Geldbeutel. Kühne verdient mit seinen Logistikunternehmen so viel wie 21 600 Bundeskanzler zusammen. Den Superreichen kommt sehr zugute, dass ‘Millionen’ und ‘Milliarden’ sprachlich so ähnlich klingen. Der gigantische Unterschied – eine Milliarde besteht aus tausend Millionen – entgeht vielen Menschen. Aber in einem bildlichen Vergleich ausgedrückt ist Kühnes Einkommen mit 884 900 Zentimetern ungefähr so hoch wie der Mount Everest, während des Bundeskanzlers Gehalt mit 42 Zentimetern gerade mal die Höhe einer Zimmerpflanze einnimmt. Der höchste Berg der Welt gegen eine Topfblume – das zeigt die Machtverhältnisse.”
Ein bildhaftes Bild, oder? Von meinen Pflanzen auf dem Balkon weiss ich, was dagegen hilft: nicht mehr giessen.

@martin.boettger ginge auch unsozial? warum? darum:
https://www.deutschlandfunk.de/asoziale-im-nationalsozialismus-die-letzten-vergessenen-100.html
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Danke für diese historische Ergänzung. Politik ist immer ein Kampf um Sprache und Begriffe. Ich meine nicht die Opfer der Nazis, sondern ihre Finanziers und Profiteure bis heute
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/kuehne-nagel-nationalsozialismus-aufarbeitung-100.html
Und bin dagegen, den Kampf um die Begriffe aufzugeben. Auf ihren Inhalt kommt es an.
@martin.boettger wenn es Alternativen gibt ist es kein Aufgeben sondern Rücksichtnahme. Dieses Argument höre ich immer und es ist grauenvoll. Worte bilden Realitäten.