Regierungs-Schaumschlägerei am Beispiel Weimer

Geschwätziges Medien-Feuilleton ist der ernsthaften Meinung, der Kerl habe in seiner kurzen Amtszeit schon “mehr geleistet” als seine Amtsvorgängerin Claudia Roth in einer ganzen Legislaturperiode. Solche Einschätzungen bezeugen in erster Linie eigene Geschwätzigkeit und ein Faible für kontinuierliche Schaumschlägerei. Wer das schätzt ist bei ihm richtig.

Mit Bedacht wurde er in diesem Blog bislang wenig erwähnt, besonders von mir. Warum jetzt? Weil der hochgeschätzte Kollege Stefan Niggemeier/uebermedien sich seines Falls angenommen hat.

Ist es egal, ob es eine Kampagne ist? – Die Vorwürfe gegen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer treffen im Kern zu. Haben Medien dennoch anders darüber berichtet, weil der Absender das rechte Online-Magazin ‘Apollo News’ ist?”

Niggemeier zitiert die freudige Analyse der Rechten, das ihnen eine Rechtsverschiebung des Mediendiskurses gelungen sei. Das sehen sie richtig. Und dazu hat der Schaumschläger essentielle Beiträge geleistet. Es ist seine Absicht, kein Versehen.

Seine Amtsfreiheit das zu tun, ist – neben ihrer Folgenlosigkeit in der materiellen Praxis – auf sein Buddy-Verhältnis mit seinem vorgesetzten Bundeskanzler zurückzuführen, die wiederum mutmasslich auf ihrer beider Wohnhaftigkeit am Tegernsee, an dem auch ein gewisser Steuerstraftäter fotogen über den Sinn der Welt zu sinnieren pflegt (Video ab Minute 4:20), zurückzuführen ist. Vielleicht auch gemeinsamer Golf-“Sport”? Wer will das schon wirklich wissen …

Das Schaumschläger-Amt wurde 1999 von Gerhard Schröder erfunden, um seinem Buddy Michael Naumann öffentliche Beachtung zu schenken. So funktionierte das Amt durchgehend. Der oder die Kanzlerin besetzte es mit guten Freund*inn*en. Angela Merkel hatte eine glückliche Hand mit Monika Grütters, die ihre Kreise nie störte, und fachlich ausreichend ausgerüstet war. Letzteres war (und ist) auch Claudia Roth. Nur war der Kanzler Olaf Scholz weit davon entfernt, zu ihr ein vertrautes Verhältnis zu pflegen (und umgekehrt). Ich kenne beide persönlich. Vertrauen kannte die ganze Ampelkoalition bekanntlich nicht. So ist sie dann ja auch ausgegangen.

Der “Fall Weimer” ist nicht wg. dieser Intrigenarchitektur von Interesse. Sondern wegen der Medienmechanismen. Darum mache ich auf Niggemeier aufmerksam. Der versteht was davon.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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