Demokratische Wissenschaft: Ist Martyna Linartas ein gutes oder schlechtes Beispiel?
Die Dame fällt mir schon länger auf. Sie macht einen guten Job. Ihr taz-Interview mit Stefan Reineke und Anna Lehmann (und der Kollege Olschanski) bringen mich drauf:
“Politologin über soziale Ungleichheit: ‘Ich habe die Extreme kennengelernt’ – Ungleiche Verteilung von Vermögen kennt Martyna Linartas aus ihrer Familie. Ein Gespräch über Erben und Gerechtigkeit, Wahnsinn, Neid und die AfD.”
Frau Linartas – kaum zu glauben, dass sie bei Annalena Baerbock politisches Handwerk gelernt hat, obwohl: PR-Handwerk ganz gewiss 😉
Denn das Gute an ihr ist das Verlassen des politikwissenschaftlichen Elfenbeinturms. Mit den richtigen Inhalten. Finde ich.
Auftritt in einer MDR-Doku/ARD-Mediathek von Ariane Riecker und Dirk Schneider, noch mehr als 1 Jahr verfügbar:
“Das falsche Versprechen vom Aufstieg: You can win if you want? – ‘Herkunft klebt wie Scheiße am Schuh’, sagt Marlen Hobrack, aufgewachsen als Arbeiterkind in Bautzen. Dabei war es doch das Versprechen der alten Bundesrepublik: Man kann alles werden, wenn man sich nur ordentlich anstrengt. Doch das gilt nicht mehr. Ist die Klasse in Deutschland also von Geburt an festgeschrieben? Leben wir längst in einem Land, in dem Herkunft und familiärer Hintergrund stärker über Zukunftschancen entscheiden als individuelle Leistung und Einsatz? In Deutschland dauert es einer Studie zufolge sechs Generationen, um von Armut in die Mittelschicht aufzusteigen. In Dänemark geht das innerhalb von zwei Generationen.”
Dazu gibt es sogar eine “sendungsbegleitende” Textzusammenfasung von Dörte Hanisch/MDR: “Ist Deutschlands Klassengesellschaft demokratiegefährdend? – Kinder aus ärmeren Familien müssen in Deutschland eine Menge Hürden überwinden, um sozial aufzusteigen. Einige Grenzen sind unüberwindbar, wie die MDR-Dokumentation ‘Das falsche Versprechen vom Aufstieg’ in der ARD Mediathek zeigt. Anhand von Biografien führt sie vor Augen, wie sehr unsere Gesellschaft auf dem Weg in eine Klassengesellschaft ist – und wie schnell Kinder in eine Schublade gesteckt werden, aus der sie kaum herauskommen. Aber die Doku macht auch Hoffnung, dass es vielleicht anders werden könnte.”
Den Auftritt bei “Precht” hatte ich schon kurz rezensiert.
Bei WDR5: “Vermögensungleichheit bekämpfen – Das Vermögen in Deutschland ist ungleich verteilt – und ein Großteil davon wird vererbt. Das muss sich ändern, sagt Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas. Moderation: Julia Schöning.” Verfügbar bis 01.05.2026. Nur Audio 28 min.
Bein Hans Jessen auf Tilo Jungs YouTube-Kanal (Alphabet-Konzern) “Jung&Naiv” drei Stunden lang: “Ungleichheitsforscherin Martyna Linartas über Umverteilung von Reichtum”.
Gut halb so lang ein Podcast bei der Radio … , äh nein, Rosa-Luxemburg-Stiftung: «Unverdiente Ungleichheit. Wie der Weg aus der Erbengesellschaft gelingen kann»
Und nochmal viel viel kürzer in der Phönix-Runde, verfügbar bis 2.9.26: “Merz’ Herbst der Reformen – Kriegt Schwarz-Rot die Kurve?”, Video nur 45 min, und noch weit weniger Minuten Linartas.
Oder ist all das ein schlechtes Beispiel? Weil es beweist, dass Argumente auch nicht weiterhelfen … ?

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