Es geht bergab mit Deutschlands Industrie – aber Agroindustrie und Schlachtfabriken wissen einen Ausweg

Gehören Sie auch zu denen, die immer weniger Fleisch essen? Oder gar garkeins? Am schlimmsten beim Schwein, das uns Menschen am nächsten steht (mehr als der Hund): von 37,5 kg/Kopf/Jahr (2012) auf nur noch 28,4 (2024). Wie soll Schlachtmilliardär Clemens Tönnies davon satt werden? Kein Wunder, dass es mit Deutschland bergab geht. Die klicksüchtigen Medien von Milliardärsclans verbreiteten das heute sogar als “Eilmeldung”: dass irgendein arbeitgebernahes Wirtschaftsinstitut – schon wieder, immer wieder – herausgefunden hat, dass es mit Deutschland bergab geht. Früher, als es noch Journalismus gab, haben solche Medien noch neue Nachrichten verbreitet.

Dabei haben wir doch schon eine rechte Regierung. Die ist diesen Leuten aber immer noch nicht rechts genug. Für Massentierhaltung, Massenschlachtung und -vermarktung von Fleisch haben sie alle “gemeinsam”, also ganz ohne uns renitente Dickköpfe, einen Ausweg gefunden: Export. Der hatte zuletzt ein übles Problem. China, der weltweit grösse Exportmarkt, hat den Import von deutschem Schweinefleisch jahrelang verboten, wegen der Schweinpest, die hierzulande penetrant rassistisch “Afrikanische” genannt wird. Stattdessen hat der Chinese zuhause “Schweine-Hochhäuser” gebaut, wahrscheinlich gleich mit integrierter KI, die das ersetzt, was hierzulande noch teuer zu bestechende Veterinär*inn*e*n sind.

Der Ausweg ist gefunden. Ein deutscher Metzger ist jetzt der zuständige Bundesminister, von ihm persönlich ausgesucht. Sicher ist sicher.

Den Ausweg beschreibt taz-Redakteur Jost Maurin hier

Regierungsstrategie für Agrarexporte: Mehr deutsches Schweinefleisch für die Welt – Deutschland solle mehr Lebensmittel exportieren, sagt Agrarminister Rainer. Die staatliche Kennzeichnung der Tierhaltungsform verzögert sich erneut.”

und hier

Neue Agrarexportstrategie: Schlecht für Bauer, Tier und Umwelt – Auf Agrarexporte zu setzen, ist falsch – besser wäre es, sich um das Tierwohl zu kümmern.”

Klimaschutz? “Imgrunde gar nicht”

Jule Reimer/DLF erklärt es hier im Audio (ab Minute 10), eigenartigerweise ist dieser Beitrag im DLF-Online-Archiv nicht als Einzelbeitrag ausgewiesen. Auf die Frage, inwiefern Klimafolgen in der wundersamen Strategie der Bundesregierung berücksichtigt werden, ist ihre klare Auskunft: “Imgrunde gar nicht.” Also wie in China und Trumps USA. Endlich “wettbewerbsfähig”! Ist das nicht super?

Meinen Parteifreund Özdemir habe ich immer für einen Meister der Medienarbeit und Selbstperformance gehalten, aber als Handelnden für einen Schwächling. Nun muss ich einsehen: es kann nicht alles falsch gewesen sein, was er getan und was er gelassen hat …

Was können Sie und ich also vor dem grossen Fress-Fest tun oder lassen? Das frühere Polit- und heutige Lebenshilfe-Ratgeber-Magazin telepolis weiss ein wenig Rat von seiner Agrarexpertin

Susanne Aigner: Roden für Rindfleisch: Wie der Raubbau am Amazonas deutsche Konsumenten betrifft – Der Amazonas-Regenwald schwindet rasant. Rinderzucht und Sojaanbau sind Haupttreiber der Rodungen. Doch was hat das mit deutschen Konsumenten zu tun?”

Guten Appetit.
Nach Diktat verreist in die “Blaue Stunde”.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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