… die klingen wie aus den USA
In Indiens Hauptstadt New Delhi versuchte es die neue Stadtregierung mit umweltfreundlichen Böllern, anstatt ohne Böller die Luft zu verbessern.
Am 20. Oktober war das erste Fest der Lichter, Divali, in der indischen Hauptstadt New Delhi unter der neuen Stadtregierung. Im Februar diesen Jahres gewann die Partei Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi dort die Wahlen. Vor dem Wahlkampf wurde der Hauptkonkurrent und damalige Bürgermeister (Chiefminister) Delhis, Arvind Kejriwal, erst einmal verhaftet. Unabhängige Medien und Amnesty International verurteilten die Verhaftung, als Politisierung.
Eines der Wahlversprechen von Modis BJP war, endlich die ständig schlechte Luft in der Hauptstadt zu verbessern. Vorgänger Kejriwal, der seit 2013 Delhi regierte, hatte nahezu alles versucht, sogar die beliebten Böller an Divali ließ er verbieten, aber die Luft wurde nicht besser. Immerhin stieg das Wirtschaftswachstum Delhis in seiner Amtszeit gewaltig, ebenso die Einwohnerzahl auf 33 Millionen und die Anzahl der motorisierten Fahrzeuge auf über 13 Millionen. Die sind je nach Studie für 10 bis 45 Prozent des Smogs Delhis verantwortlich.
Am 18. November 2024 durfte ich übrigens Zeuge in der Hauptstadt Indiens sein, bei einem Durchschnittswert von 1748 mg Feinstaub der Partikelgröße 2,5 pro m³ – die WHO empfiehlt übrigens maximal 15 mg. Ein „screenshot“ der Daten liegt der Redaktion vor. Da wird einem sofort klar, warum die Bewohner Delhis im Durchschnitt zwischen 8 bis 11 Lebensjahre weniger haben, als Menschen ohne solche Luftverschmutzung. Dazu wachsen Kinder in Delhi mittlerweile mit kleineren Lungen heran, als ihre Brüder und Schwestern der westlichen Welt.
Im Kampf gegen diese Luftverschmutzung hob die neue BJP-Regierung erst einmal das Böllerverbot auf, für das diesjährige Divali. Im BJP-Speech hieß das: Man erlaube nur umweltfreundliche Böller. Sogenannte „green crackers“. Laut der Wissenschaft, machen diese „Grünen-Böller” aber immer noch 70 Prozent des Feinstaubes aus, wie die alten nicht umweltfreundlichen Böller, die ja in Delhi eh verboten waren. Ergebnis: New Delhi hatte die höchsten Feinstaubwerte während des Farbenfestes seit vier Jahren, wie die Daten verschiedener unabhängige Messdienste aussagten.
Darauf angesprochen, antwortete Delhis neue Bürgermeisterin der BJP, Rekha Gupta, dass dies nicht stimme: Delhi hätte während Divali die beste Luft seit langem gehabt. Daten oder Belege für ihre Aussagen lieferte sie nicht. Stattdessen lieferte sie das mittlerweile an vielen Orten der Welt bekannte „S…auf die Fakten Lächeln“.
Während der Höhepunkte der Knallfeierlichkeiten an Divali wurden die Regierungswebseiten runtergefahren, die die Feinstaubwerte Delhis in Echtzeit anzeigen … ..
Für die kommenden Monate, wenn in Delhi mit den kalten Temperaturen auch die Smogwerte steigen, kündigte die neue Stadtregierung Delhi an, den Smog unter anderen mit künstlich gemachtem Regen zu bekämpfen. Sogenanntes „Cloud seeding“. Dabei werden per Flugzeug Partikel wie Silberjodid oder Salze in Wolken gesprüht. Wissenschaftler warnen vor solchen großangelegten „Experimenten“, solange sich das „cloud seeding“ noch in der Experimentier-Phase befindet. Der erste Sprühversuch der Regenmacher in Delhi ging letzte Woche erst einmal schief: Irgendwie wollte einfach kein richtiger Regen aus den wenigen Wolken kommen.

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