Kapital frisst Fussball – Männer fressen Frauenfussball
Ach herjeh, wie sie sich über den analfixierten Infantino noch erregen können. Wie viele Jahre ist das Thema schon durch? Für manche ist es noch eine Nachricht, dass der “grösste Sportverband der Welt”, der Deutsche Fussballbund (DFB) eifrig dabei mitmacht. Bei dem war Mitmachen schon immer Tradition. Sportlich, ökonomisch und politisch ist weit spannender, was sich im Frauenfussball tut.
Verpassen Sie nicht, wenn Spaniens Frauen spielen. Das Spiel ihrer Nationalmannschaft ist eine Augenweide. Übertroffen wird es nur vom FC Barcelona, dessen katalanischer Kern international verstärkt die globale Leistungsspitze markiert. Der Fussballkonzern aus dem süddeutschen Raum weiss, was ich meine.
Die Frauenauswahl des DFB bekam jüngst von den Spanierinnen (erneut) ihre Grenzen gezeigt. Die DFB-Männer und ihre eingebetteten Medienkommentatoren waren bitter, bitter enttäuscht, steht doch im Grundgesetz eindeutig ein Menschenrecht auf Titelgewinne in Europa und der Welt. Medienkonzerne sind die Finanziers des Profisports. Sie können sehr ungehalten werden, wenn das tausendjährige Deutschland sich von Anderen besiegen lässt. Da ist es auch keine Entschuldigung, wenn die besser sind.
Nach dem sportlich deutlichen 0:3 atmeten die DFB-Männer kurz auf, als die Uefa-Mafiosi ihnen für 2029 eine neue Heim-EM schenkten. Wer sonst soll die wohl gewinnen?
Ich erinnere mich gut an die Heim-WM 2011. Sie bot sehenswerten Sport, fast alle Spiele wurden im deutschen öffentlichen TV übertragen. Japan gewann verdient den Titel mit einer geschlossenen Teamleistung und technisch wie kämpferisch perfekt ausgebildeten Spielerinnen. Die DFB-Auswahl dagegen schied unter dem Druck der Medienerwartungen im Viertelfinale aus, ohne sportlich zu enttäuschen: 0:1 gegen die späteren Titelträgerinnen aus Japan. Viertelfinale heisst: die Deutschen gehörten zu den besten 8 der Welt! Von mehr als 200 Nationen. Neenee, die geldgebenden männerdominierten Medien reagierten nicht amüsiert …
Und erst die Männer in den Fussballvereinen! Durch die wochenlange TV-Präsenz mobilisiert standen Mädchenmassen vor den morschen Stadiontüren deutscher Amateurvereine und begehrten Einlass und sportliche Ausbildung. “Was wollen die denn hier?”, fragten sich die alten Männer, und störten sich nicht weiter daran. Nach ein paar Monaten ebbte der Spuk wieder ab.
Das ist nun schon 14 Jahre her. Und noch vier Jahre sind Zeit bis zur Heim-EM. Doch dieses Mal ist die Lage anders. Bei den Männern sind die Grenzen der Kapitalexpansion erreicht. Die TV-Honorare in zahlreichen europäischen Ländern sinken. Bei den Frauen nicht. Da ist noch sehr viel Luft nach oben.
Mann hätte die Uhr danach stellen können, dass die gierigen Männerfunktionäre sich exakt darüber zerfleischen werden. Die Deutschen sind in dieser Hinsicht absolut zuverlässig. In der deutschen Frauen-Bundesliga hat nur noch ein einziger originärer Frauenfussballverein überlebt: die SGS Essen. Und was für ein Zufall: akut vom Abstieg bedroht. Die Männerprofivereine, insbesondere die kapitalfixierten Plastikclubs aus Sinsheim, Leverkusen, Wolfsburg, Fuschl a.S. und der unvermeidliche Konzern aus dem süddeutschen Raum haben die 14er-Liga bereits okkupiert und erwarten nun die Rendite.
Kürzlich erst hatte der DFB 100 Mio. Investitionen für den Profi-Frauenfussball angekündigt. Das sahen die Herren in den Vereinen offenbar eher als Gefahr an, zukünftige Profite teilen zu müssen. Darum haben sie, während der DFB noch die Zuteilung der Heim-EM für sich feierte, aus der Hecke eine eigene Liga-Vereinigung gegründet – ohne die Amateure vom DFB. Sie wollen die Medieneinnahmen für sich, und nicht teilen müssen.
Seltsam still blieben die DFB-Funktionärinnen Nia Künzer und Célia Šašić. Ich unterstelle, dass sie sich in diskreter Friedensdiplomatie versuchen. Und sicher suchen sie auch in den beteiligten Ligavereinen nach Frauen in den Führungsetagen …

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