Vorige Woche habe ich noch eine Hymne abgesungen und mich verwöhnen lassen. Gestern bekam ich die Nachricht, die für ihn nur gerecht, verdient und schön ist, für uns aber eine tragisch-traurige Nachricht: “Jean Marie Dumaine geht neue Wege. … Sie sollen als Erste erfahren, dass wir nach 40 Jahren Vieux Sinzig Geschichte beschlossen haben, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Vieux Sinzig Gourmet Manufaktur

Am 18. Dezember 2018, zum 40. Geburtstag des Vieux Sinzig wird zwar das „á la cARTE“ Geschäft beendet, doch bleibt der Standort der Stadt Sinzig, vor allem aber der kulinarischen Welt erhalten. Die „Vieux Sinzig Gourmet-Manufaktur“ wird nicht nur ihre kulinarischen Gaumenkitzel wie gewohnt produzieren. Hier ist unter der Leitung von Alexandra Steinbeck, der Tochter der Dumaines, die Weiterentwicklung des Sortiments geplant.

Wildkräuterwanderungen – Kochkurse – Chefs-Table – Gästereisen

Die bekannten Kochkurse, Kräuterwanderungen und legendären Events werden weiterhin in den Räumlichkeiten des Vieux Sinzig stattfinden. Allerdings wird es auch hier neue Entwicklungen geben. Sie dürfen sich jetzt schon auf exklusive Veranstaltungen und neue Eindrücke freuen. Wir wollen mehr Miteinander unternehmen, für mehr Kommunikation, Spaß und Genuss sorgen. In unserer geräumigen Küche soll ein Chefs-Table installiert werden. So kommen Sie mit in unsere Küche und werden Teil des Küchen-Geschehens. Mittendrin, statt außen vor.Nach fünfzig Jahren am Restaurantherd, davon 40 Jahre in dem von mir und meiner Frau Colette geführten Vieux Sinzig möchten wir aus der Routine des Restaurantalltags aufbrechen, um ihnen neue kulinarische Höhepunkte präsentieren zu können. Auch hier werden wir unseren Ideen, regionale Wildkräuter mit französischem Kochhandwerk zu veredeln treu bleiben. Die exklusiven Gästereisen, sowie Pilz- und Kräuterwanderungen werden auch über das kommende Jahr hinaus angeboten. Die Termine werden wie gewohnt auf der Website des Vieux Sinzig bekannt gegeben.”
Das heisst im Klartext: der alltägliche Restaurantbetrieb (“a la cARTE”) wird eingestellt, die anderen Geschäfte, gehen weiter. Die Liebe zur Sache bleibt, aber die Alltagsmühle muss reduziert werden. Genau das habe ich mit meinem eigenen Leben auch gemacht. Ich habe Verständnis, bin aber auch traurig. Und vor allem sehr, sehr dankbar.
Es macht nachdenklich, dass wir wieder ein wichtiges Lokal der Handmade-Gastronomie verlieren, während die Franscheiss-Systeme sich stärker ausbreiten, als ansteckende Krankheiten. Wenn eines Tages alles überall gleich schmeckt, verliert das Leben einen seiner wesentlichsten Sinne. Unsere Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die sich dem Stress und dem anspruchsvollen Kunsthandwerk widmen, die qualitative Spitzenklasse der Gaben unserer Natur hochveredelt auf Teller und Tisch zu bringen, ist stark ausbaufähig.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net