Solange wir uns noch über sie aufregen, kann es noch nicht so schlimm sein? Von diesem Gedanken muss die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) jetzt wohl Abstand nehmen. Viele haben schon das Ableben ihres einstigen Mitherausgebers Frank Schirrmacher beklagt. Obwohl sein Wirken längst nicht so herrlich war, wie nach seinem Ableben besungen wurde. Aber er beherrschte wenigstens das Handwerk, Themen in der Öffentlichkeit zu setzen und Diskurse zu initiieren. Diese Handwerkskunst war ihm mitunter wichtiger, als seine Ideologien.

Günter Bannas, Leiter des FAZ-Hauptstadtbüros, ist auch so einer. Menschlich ein wohltuend anderer Typ als Schirrmacher. Aber auch ihm ist seine Journalismus-Handwerkskunst, das Senden von Informationen und Hintergrundwissen, ohne seine Quellen damit zu schädigen, wichtiger, als Ideologien und Tagesbefehle zu verbreiten. So auch aktuell, mit seinem Bericht zum “Ehe-für-alle”-Vorgang im Bundestag gestern. Schade, dass er schon so nah am Rentenalter ist.

Seine Zeitung allerdings, in Wahrheit ein komplizierter politischer und bürokratischer Verlagsapparat, die hat spätestens in der Flüchtlingsdebatte jede Selbstkontrolle über sich verloren. Ein offener Bürgerkrieg zwischen Pro- und Contra-Merkel-Fraktion, zwischen Bürgerlich-Liberalen, Bürgerlich-Konservativen und Offen-Reaktionären brach aus, offensichtlich angetrieben durch das viel zu lang andauernde Zwischenhoch von Pegida und AfD.
Dieses Phänomen hat nun eine neue Explosion reaktionärer Menschenfeindlichkeit hervorgebracht, dass man sich Sorgen um die Gesundheit der Protagonisten machen muss. Wer so viel Angst hat, sollte professionelle therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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