Bei der Fifa soll es eine Kommission geben, der heilige Marco van Basten soll ihr angehören, die sich Gedanken über Regelreformen macht. Ich hätte da eine Idee: die TV-Kommentatoren werden ins Aufgebot für das von ihnen zu kommentierende Spiel “ihrer” Mannschaft aufgenommen. Und bei der ersten Besserwisserbemerkung zum Torwartspiel werden sie sofort zwangsweise eingewechselt und selbst ins Tor gestellt. Bernd Schmelzer (BR) hätte also heute frühzeitig für Russland, und Claus Lufen (WDR) für Italien spielen müssen.
Im spannungsreichen 2:1 der deutschen Ladies gegen Italien entging den meisten Beobachter*inne*n, dass die 1-Personen-Mauer der Italienerinnen die Flugbahn von Maroszans Freistoss geringfügig aber bedeutsam so abfälschte, dass Italiens Torhüterin Giuliani ihre eigene Flugbahn durch den Strafraum dem Ball entgegen nicht mehr ausreichend korrigieren und den Ball darum nicht sicher fangen konnte.
Die Geschichte dieses Spiels hielt für alle Leidenden Gerechtigkeit bereit. Giuliani konnte sich in der 2. Halbzeit noch mehrmals auszeichnen, vor allem gegen meine Fußballverwandte Mandy Islacker. Ein Großonkel von mir, Josef Lücke, hatte 1952 seine Laufbahn im Sturm von RW Essen gerade beendet, als ihr Oppa dorthin wechselte und wenig später, 1955 mit Helmut Rahn und August Gottschalk deutscher Meister wurden, gegen die ganzen 54er Weltmeister vom 1. FC Kaiserslautern.
Die andere ist Babette Peter. Beim Ausgleich der Italienerinnen hat sie nur zum Ball auf dem Flügel geguckt, und Torschützin Mauro nicht gesehen. Der verstorbene Mike Mennen stand als Trainer immer hinter dem eigenen Tor und rief seinen Verteidigern ständig rein: “Mann sehen!” Das wär’ jetzt der falsche Begriff gewesen, aber Recht hatte er. Peter konnte ihren Fehler ebenfalls wieder gutmachen, indem sie den Elfmeter zum 2:1 absolut cool und sicher verwandelte.
Neben der spielerischen Überlegenheit war es die mentale Stärke der deutschen Mädels, die den entscheidenden Unterschied machte. Bundestrainerin Steffi Jones, einst Abwehrspielerin wie ihr italienisches Gegenüber, der Weltmeister der Jungs von 1982 Antonio Cabrini, hat in dieser wichtigen Disziplin mit ihrem Team einen klareren Sieg gelandet, als es das 2:1 erahnen lässt. Es macht Spass und war keine Sekunde langweilig, dabei mitzufiebern.
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