Am vergangenen Montag feierten wir Jubiläum. Es war der 22. März. An diesem Tag vor einem Jahr wurde der erste Lockdown gegen das Corona-Virus verhängt. Heute sind wir viel schlauer als damals. Wir wissen nun: Zuständig für den Kampf gegen die Pandemie sind die 16 Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin. Wir wissen nun auch: Unsere Spitzenpolitiker regieren gar nicht. Sie verwalten nur. Sie agieren, als zählten sie zur Kaste der Beamten.
Was fehlt uns trotz des Wirkens dieser 17 Spitzenpolitiker heute wie schon vor einem Jahr? Genügend Impfdosen, genügend Impftests, genügend Lüfter für die Schulklassen, Konzepte für den Unterricht und das öffentliche und private Leben unter den Bedingungen des Virus. Am Jubiläumsmontag trafen sich die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin nun schon zum 20. Mal, um Maßnahmen gegen die Pandemie zu beschließen. Diesmal tagten sie sogar bis tief in die Nacht.
Das Virus und seine Mutationen schlafen auch nicht. Sie erreichen immer neue Rekordmarken. Je weniger Wirkung die Spitzenpolitiker gegen das Virus erzielen, desto häufiger treffen sie sich und desto länger tagen sie.
Hat uns ihr Bemühen in den vergangenen zwölf Monaten irgendetwas gebracht, was es zu Beginn der Pandemie kaum gab und heute ausreichend vorhanden ist? Ja, ja und noch mal ja. Die Masken und die Desinfektionsmittel. Dieser Arbeitsnachweis lässt sich nun wirklich nicht wegdiskutieren.

Über Ulrich Horn (Gastautor):

Begonnen hat Ulrich Horn in den 70er Jahren als freier Mitarbeiter in verschiedenen Lokalredaktionen des Ruhrgebiets. Von 1989 bis 2003 war er als Landeskorrespondent der WAZ in Düsseldorf. Bis 2008 war er dann als politischer Reporter in der Essener WAZ-Zentralredaktion tätig. Dort hat er schon in den 80er Jahren als Redakteur für Innenpolitik gearbeitet. 2009 ist er aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. Seine Beiträge im Extradienst sind Crossposts aus seinem Blog "Post von Horn". Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe an dieser Stelle.