mit Update 27.11.
Wenn Sie erforschen wollen, wie und warum das reaktionäre deutsche Grossbürgertum die Welt nicht mehr versteht, dann können Sie das einerseits an dem bekannten Friedrich Merz studieren. Es sitzt aber gesellschaftlich tiefer, als nur im sauerländischen Westfalen und einer sich selbst isolierenden ehemaligen Volkspartei. Nirgendwo trat das bisher besser zutage, als bei der gestrigen Mitgliederversammlung des Fussballkonzerns aus dem süddeutschen Raum.
Die meisten Onlinemedien haben ihre Texte zu dem Ereignis digital eingemauert, weil sie glauben, die gut verkaufen zu können. Ein dpa/sid-Bericht war an einigen Stellen frei zugänglich. Auf Youtube gibt es eine eindrucksvolle visuelle und akustische Kostprobe (Video 3 min) des spektakulären Abends. Die SZ, Heimatzeitung des Konzerns, hat einen Bericht von Sebastian Fischer digital zugänglich, sofern Sie diese Woche nicht schon zu viele SZ-Texte gelesen haben. Weitere Kommentare sind dort ebenfalls eingemauert.
Es ist eine Mischung aus Scham, diese Blamage in der Öffentlichkeit zu verbreiten, und des gedankenlosen Geschäftsinteresses. Umso mehr Gelegenheiten bieten sich denen, die Nachricht und ein Narrativ weiterzuverbreiten, die es nicht nach journalistischen Kriterien tun.
Ich bin gespannt auf die ARD-Sportschau am Wochenende (Samstag oder nur Sonntag?). Oder trauen sie sich alle nicht, ihrem fetten Geschäftspartner sein eigenes Gesicht in der Glotze zu zeigen? Bleibt noch Sport inside (WDR) mit seinen 0,1 Mio. Zuschauer*inne*n. Update 27.11.: Den heutigen Vorankündigungen zufolge erfolgt dort keine Berichterstattung. Feiglinge, schämt Euch!
Es geht trotzdem um die Welt, nicht nur die des Fussballs. Und wenn erst pandemiebedingt endlich der profitorientierte Betrieb unterbrochen wird, wird es noch mehr zum bestimmenden Diskussionsthema. Nur der rollende Ball könnte es verdrängen.
Übrigens: wie prophetisch vor sechs Jahren dieses Porträt von Böhmermanns ZDF-Magazin über den gestrigen Boss der Veranstaltung, dem Herrn Herbert Hainer, der von den Mitgliedern mit einem eigenen Sprechchor (“Hainer raus!”) geehrt wurde. Und dieses Video (10 min) haben immerhin schon 1,6 Mio. geguckt.
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