Zunächst der Blick zurück: wie kam es zu der Westbindung der BRD? Die Wissenschaftlerin Anne Zetsche hat dazu eine neue Untersuchung vorgelegt, und Jacobin dazu ein interessantes Interview gegeben. Interessant ihre politischen Schlussfolgerungen am Ende des Gesprächs, die mir sehr naheliegen. Richtig betont sie, dass ihre Untersuchung in erster Linie ein Produkt von Elitenforschung sei, die heutige Debatte zur Nato-Treue dagegen “recht anachronistisch (sei). Die NATO ist ein völlig überkommenes Sicherheitssystem.”
Sehr richtig. Unsere Bundesuassenministerin, die bekennende Atlantikerin Annalena Baerbock, musste bereits die ersten Enttäuschungen kassieren. Biden sprach mit Putin, in realistischer Kenntnisnahme der globalen Kräfteverhältnisse. Und Deutschland war nicht dabei. Dä! Da sind deutsche Atlantiker, die nicht diplomatisch formulieren müssen, aber sofort sehr, sehr böse mit dem grossen Bruder.
Biden versucht den Russen von China abzuhalten. Wenn es Europa sicherer machen könnte – die Welt so eher nicht. Weil es gegen China geht, das erkennbar mit Verzicht auf Militärintervention und “Einmischung in innere Angelegenheiten” auf einem schwer aufhaltbaren geostrategischen Erfolgsweg ist. China liefert die meisten Impfstoffe nach Afrika – ein beispielloses Eigentor Europas und Deutschlands, unter öffentlich erkennbarer Verzweiflung sogar der USA. In der ökonomischen Zusammenarbeit ist es ebenso klar in der Pole Position, und das, was früher der Westen genannt wurde, aber als politisches Kollektiv schon lange nicht mehr existiert, guckt durch seine altkolonialistischen Brillen und versteht nicht.
Ein weites Feld für eine neue Fachministerin, von der ich weiss, dass sie nicht doof ist.
Und noch eine Hausaufgabe für Sie als Leser*in: wo ist hier die “wertebasierte Aussenpolitik”? Lösungen bitte in die Kommentare schreiben.
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