Die Bahnkatastrophe im Rheintal, auf die in diesem Blog schon hingewiesen wurde, wird immer noch nur von Nischenmedien ausgeleuchtet. Winfried Wolf, alter Trotzkist, dennoch exzellenter linker Bahnexperte, auch mal MdB der Linken gewesen, beschreibt in Kontext minutiös die Vertuschung des Unfallhergangs bei Rastatt. Christoph Jehle beschreibt auf Telepolis die aktuell missliche Lage im europäischen Bahnnetz: alle haben ihre Arbeit gemacht, mit milliardenschweren Vorleistungen vor allem in der Schweiz, nur die Deutschen sind für alles was Eisenbahn betrifft zu doof.
Das hat mentale Ähnlichkeiten mit der Bearbeitung der Gewaltverbrechen der NSU oder des Terroristen Amri: es wird eine spezifische Kultur der Verantwortungslosigkeit in deutschen Bürokratie- und Konzernstrukturen erkennbar.
In China geht alles viel schneller: nicht nur die E-Autoquote, die Zugstrecken werden schneller gebaut, die Züge fahren schneller, und die korrupten Verantwortlichen landen schneller im Knast. Ist uns das, hier von Kai Strittmatter in der SZ beschrieben, lieber, so ganz ohne bremsende Demokratie?
Es müsste noch andere Wege geben …..
Ausgebrütet werden die in funktionierenden demokratischen Gesellschaften oft von kreativen, gerne auch widerständigen Kulturschaffenden. Im reichen Rheinland, Köln, Bonn, Düsseldorf gibt es heute ernsthafte Überlegungen, die endlich loszuwerden, weil sie so unendlich viel Geld kosten. Dabei liegt die Kostenexplosion nicht bei denen, die die Kultur produzieren, sondern bei denen, die Gebäude bauen und unterhalten sollen. Wenn die Bauindustrie schön marktwirtschaftlich die Preise hochtreibt und die öffentlichen Verwaltungen (Planungsämter, Bauaufsicht, Immobilienverwaltung etc.) quantitativ und qualitativ zu schwach besetzt sind, um gegenzuhalten, dann schliesst man eben die öffentlichen Einrichtungen (Schwimmbäder, Opern, Theater). Oft sind es sogar sich für “links” haltende Kulturstürmer (Piraten, auch Grüne, CDU und SPD sowieso), die auf diese Weise zu neoliberalen Kaputtsparern mutieren. Alles für die Schäuble-Ideologie der “Schwarzen Null”, das grösste Gespenst unserer Demokratie.
Es geht auch anders. Als ich heute in der Jungen Welt las, was der Fußballverein im schwedischen Östersund gemacht hat, mit sich und seiner Stadt, nämlich seine fussballerische Spielstärke durch Kulturproduktion zu steigern, dass ihm gar die Qualifikation zur Europa-League gelang, in der er heute den aufgeblasenen Berlinern mit ihrem “Männerfußball” verherrlichenden ungarischen Trainer den Garaus machen könnte, da bekam ich wieder diesen Kinderglauben an die Magie, die Fußball haben kann.
Update 28.9. abends: Östersund hat Hertha BSC tatsächlich 1:0 geschlagen und ist jetzt nach zwei Spielen mit zwei Siegen Tabellenführer seiner Europa-League-Gruppe.
Und noch ein nachgeschobener Hinweis: Elisabeth Wehling, in Berkeley lehrender Star der politischen Kommunikationswissenschaft, erklärte der SZ das Geschlechterbild des mächtigsten Mannes der Welt.
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